Amerika im Wahljahr 2020
âIch wĂ€hle den PrĂ€sidenten, unter dem ich mehr Geld verdiene.â (Ein namensloser hard-working Amerikaner im deutschen Fernsehen) Das ist schon sehr nahe an der wahren Seele Amerikas: am falschen Materialismus kapitalistischer Konkurrenz, in der das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sich nicht ĂŒbertreffen lĂ€sst. Aber was die zweite Welle des Wahlkampfes des Donald Trump â nach 2016 â um âAmerica first!â betrifft, ist das noch nicht einmal die halbe Wahrheit. Im offiziell losgetretenen âclash of culturesâ zwischen populistischen LĂŒgen und demokratischer Heuchelei geht es um nichts Geringeres als die Moral der Nation â also den Gehorsam des Volkes, auf dem im Land der Freien die Weltmacht der Staatsgewalt beruht. Mehr dazu in unserer Chronik eines âKampfs um die Seele Amerikasâ.
Die Krise in WeiĂrussland und der Fall Nawalny
In der deutschen Politik zirkuliert die Auffassung, dass eine Revision der bisherigen Russlandpolitik ansteht. Die Rede ist von einem âWendepunktâ, einer Verabschiedung von âverklĂ€rter Romantik und der Hoffnung, Wandel durch Handel zu erzeugenâ. Ob fĂŒr das Programm, den anderen Staat benutzen und zugleich so weit wie möglich unterordnen und entmachten zu wollen, die Charakterisierung âromantischâ so ganz die passende ist, sei dahingestellt â fĂŒr den anvisierten politischen âStrategiewechselâ werden in Politik und Ăffentlichkeit die ZusammenstöĂe in WeiĂrussland und die Vergiftung Alexei Nawalnys angefĂŒhrt, berufen wird sich zudem auf eine lange Liste aus dem Vorrat Ă€lterer VorwĂŒrfe. Zur KlĂ€rung der Frage, warum und wie das alles in einem groĂen Zusammenhang miteinander und im Weiteren auch mit Amerika und einer Pipeline in der Ostsee steht, empfiehlt sich eine nĂ€here Besichtigung der beiden aktuellen FĂ€lle. Die sollen ja schlieĂlich als Beweismittel fĂŒr den deutschen Standpunkt taugen, dass es mit Putins Russland auf dem gemeinsamen Kontinent kaum mehr auszuhalten istâŠ
Vom Grund fĂŒr âGewaltexzesseâ und ârechte Umtriebeâ bei den staatlichen OrdnungshĂŒtern
Seit dem Tod von George Floyd wacht die hiesige Ăffentlichkeit besonders kritisch darĂŒber, ob es nicht auch die hiesige Polizei in Sachen Gewalteinsatz gelegentlich ĂŒbertreibt oder sich rassistischer Diskriminierung schuldig macht. Daneben sorgen rechtsradikale polizeiinterne Chatgruppen und eine offenbar recht verbreitete Vorliebe fĂŒr Nazi-Devotionalien regelmĂ€Ăig fĂŒr den Verdacht, dass die bewaffneten Staatsbediensteten es an der rechten demokratischen Gesinnung fehlen lassen. So sieht sich die Politik genötigt, ihre Polizei gegen den Vergleich mit US-Cops zu verteidigen und darauf zu verweisen, dass deren rassistische Ăbergriffe und Gewaltexzesse hierzulande undenkbar seien, weil unsere Polizei fest auf dem Boden der Verfassung steht. Entsprechend schockiert zeigt sie sich angesichts ârechter Umtriebeâ einiger âNetzwerkeâ und im Hinblick auf âEinzelfĂ€lleâ dokumentierter Polizeigewalt, die unberechtigterweise den guten Ruf der ganzen Truppe gefĂ€hrden. Lob und Tadel, VerdĂ€chtigung wie Freispruch der Polizei schwindeln sich allesamt um die Hauptsache herum: Wovon muss der gute Ruf der Polizei ĂŒberhaupt rehabilitiert werden, und wofĂŒr? Worin besteht er, der Beruf des Polizisten?