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Gemalter Widerstand von der Romantik bis zur sowjetischen Zensur : Ein Essai

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Nach der Französischen Revolution von 1789 beginnen deutsche und französische Maler, Widerstand gegen die eigene Regierung zu leisten, indem sie fĂŒr ihre Werke ein Thema wĂ€hlen, das politisch nicht erwĂŒnscht ist. Dabei bleiben sie aber meistens so diskret, daß sie offenen Protest vermeiden. Zu diesen KĂŒnstlern zĂ€hlen etwa Caspar David Friedrich, Gustave Courbet und eine Reihe anderer Franzosen. Sie zeigen beispielsweise Menschen, die als Vorbild gelten sollen, und sie greifen wie Max Liebermann auf die Vergangenheit zurĂŒck, weil sie in ihr mehr Menschlichkeit entdecken. Der Angriff auf die Herrschenden erreicht um 1900 einen Höhepunkt, indem die KĂŒnstler sich sogar fĂŒr göttlich halten und in der "Klassischen Moderne" zu dem Anspruch steigern, in der Malerei den Neuen Menschen und die Neue Welt zu zeigen. Sie selbst empfinden ihre Werke als utopisch und als revolutionĂ€r. Diese "Übermenschen" schrecken in Gestalt von Kasimir Malewitsch nicht davor zurĂŒck, mit Hilfe eines Bildes selbst die Sonne zu vernichten. Solcher Hybris setzt die Politik ein beispielloses Ende, denn sie formuliert als eigenes Ziel, den Neuen Menschen zu kreieren. Dies proklamiert in der Sowjetunion mit der Zensur von 1923 Leo Trotzki. Die Kunstgeschichte hat bisher vermieden, diese Tat mit ihren Folgen fĂŒr Jahrzehnte als großen Einschnitt zu markieren.