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Gesellschaft der Angst

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Angst kennzeichnet eine Zeit, in der in Europa Populisten von rechts im Anmarsch sind, in der sich unter ganz normalen Leuten Erschöpfungsdepressionen ausbreiten und in der der Kapitalismus von allen als Krisenzusammenhang erlebt wird. Angst ist der Ausdruck fĂŒr einen Gesellschaftszustand mit schwankendem Boden. Die Mehrheitsklasse fĂŒhlt sich in ihrem sozialen Status bedroht und im Blick auf ihre Zukunft gefĂ€hrdet. Man ist von dem Empfinden beherrscht, in eine Welt geworfen zu sein, die einem nicht mehr gehört.

Am Leitfaden des Erfahrungsbegriffs der Angst erfasst Heinz Bude eine Gesellschaft der verstörenden Ungewissheit, der heruntergeschluckten Wut und der stillen Verbitterung. Das betrifft die Intimbeziehung genauso wie die Arbeitswelt, das VerhĂ€ltnis zu den politischen Angeboten ebenso wie die Haltung zur Finanzdienstleistung. Es handelt sich weniger um die Angst vor einem "großen Anderen", es ist die Angst vor den eigenen, schier unendlich wirkenden Möglichkeiten, zu denen wir uns verleiten lassen. Das Angstbild, das sich nach den Funktions- und Legitimationskrisen des Kapitalismus wie des Internets ausbreitet, ist das Bild von selbstregulativen Systemen, die auf den Reaktionen und Entscheidungen der beteiligten Individuen beruhen.

Welchen gesellschaftlichen Entwicklungen sehen sich die Menschen ausgeliefert, wo fĂŒhlen sie sich verlassen, bevormundet oder ĂŒbergangen? Wie kann unser Ich der Angst standhalten und in welchen Ritualen und Diskursen kann es sich mit anderen ĂŒber die gemeinsamen Ängste verstĂ€ndigen?