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Hoffnungslose Geschlechter

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Herman Bang (1857-1912) schrieb seinen Debutroman im Alter von 23 Jahren, und sowohl sein Held William HÜg als auch dessen dekadenter Freund Bernhard Hoff tragen autobiografische Zßge. William, ein "sehr dunkler Junge, fast wie ein Zigeuner", ist der letzte Spross einer alten, berßhmten Familie, doch schon sein Vater hatte durch sinnliche Ausschweifungen seine Gesundheit ruiniert und war frßh in Wahnsinn und Drogensucht gestorben. Als William erkennt, dass ihm ein bßrgerliches Leben nicht gelingt, ermutigt ihn Hoff, das kßnstlerische Schattenreich als Rßckzugsort zu wählen. Damit ist William der literarische Ahnherr von Thomas Manns Hanno Buddenbrook und auch von Heinrich Manns Professor Unrat. Bangs Zeitgenossen empfanden bereits die realistische Darstellung gesellschaftlichen Verfalls als Provokation, aber mehr noch die mitschwingende Behauptung von Unausweichlichkeit. Denn wie sagt der Dorfarzt: "Diese Linie ist fertig."

Dass William HÜg eine Liebesaffäre mit der ehemaligen Geliebten seines Vaters beginnt, lieferte den Vorwand fßr ein Verbot des Romans. Wie fßnfzehn Jahre später im Prozess gegen Oscar Wilde war es auch hier wohl nur das Wissen um die Homosexualität des Autors, das den harmlosen Schilderungen ihre unmoralischen Interpretationen hinzufßgte.

In Deutschland erschien 1900 die Übersetzung der gekürzten und überarbeiteten 2. Auflage des Romans, nachdem Bang hierzulande durch den Roman "Am Wege" schlagartig bekannt und beliebt geworden war. Mit dieser Neuübersetzung der ungekürzten Erstfassung legen wir Bangs Debut nun erstmals vollständig in deutscher Sprache vor.

Bangs letzter, in deutscher Sprache seit langem vergriffener Roman "Michael" erschien 2012 in der Bibliothek rosa Winkel.