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Idee und Gestalt

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Von allen Werken Goethes scheint die »Pandora« am meisten einer abstrakten »philosophischen« Auslegung fĂ€hig zu sein und ihrer, zum vollen VerstĂ€ndnis ihres Gehalts und Aufbaus, zu bedĂŒrfen. Selbst der zweite Teil des Faust fordert eine solche Auslegung nicht in gleicher StĂ€rke heraus: denn er besitzt ein ursprĂŒnglich-dichterisches Eigenleben, eine innere kĂŒnstlerische Beziehung aller Einzelelemente, die uns immer wieder auf das eigentĂŒmliche Formgesetz der Goetheschen Dichtung als den wahrhaften Quellpunkt und als das eigentliche »ErklĂ€rungsprinzip« zurĂŒckfĂŒhrt. FĂŒr die Pandora indessen scheint sich auch der individuelle dichterische Gehalt erst zu erschließen, wenn man den allegorischen Gehalt des Werkes, der in allgemeinen Begriffen aussprechbar ist, sich zu eigen gemacht hat. Goethe selbst hat die Pandora als Beispiel fĂŒr den Stil seiner Altersdichtung angefĂŒhrt, die nicht mehr unmittelbar auf »VarietĂ€t und IndividualitĂ€t« ziele, sondern »mehr ins Generelle« gehe.