'Jaspers verstehen' ist eine Einführung in die Philosophie Karl Jaspers´, in der der Leser mit der jasperschen Existenz zum Fragenden wird, der sich auf die Suche begibt nach Selbstsein und auf Wahrheit trifft in dem Moment, wo er sich bezogen weiß auf die Möglichkeiten in sich selbst und im anderen Menschen - Möglichkeiten, die darauf warten, im lebendigen Zusammenhang eines Ganzen Wirklichkeit zu werden im konkreten Leben, im Erfahrungsraum der Bewegung und Veränderung.
Jaspers fördert Widerständigkeit gegen Entfremdung, indem er an den Einzelnen appelliert, sein Denken und Handeln, seine Sehnsucht nach Einheit und sein Eingriffspotential als Mensch substantiell in redlichem Bemühen auszuloten, indem er sich ansprechen lässt in seiner Bezogenheit auf den ihm aus der Transzendenz zugesprochenen ureigenen Grund in sich. In bleibender Unbedingtheit und schonungsloser, aber empathischer Wahrheitssuche sich offen haltender Kommunikation zeigt sich die werdende Existenz bereit auch zur notwendigen Relativierung des eigenen Standpunkts.
Die jaspersche Existenz lernt auf ihrem Weg durch Wirrnisse, dass gerade auch ihr Scheitern eine Funktion hat und dass, wenn der Weg der Freiheit unmöglich erscheint, die Gewissheit bleibt, dass der ungangbar scheinende Weg unsere Aufgabe, dass das Nichtwegsehen, das Sichangehenlassen unser Menschsein selber ist - wie der Existenzphilosoph es immer wieder betont. Eine solche Philosophie erweckt das Bewusstsein von Verantwortlichkeit im Denken und Handeln.
In behutsamen Schritten sich ganz auf das jaspersche Denken einlassend, gelingt der Autorin ein eindringlicher und adäquater Zugriff auf die Kerngedanken Karl Jaspers´ und der Leser trifft auf den Spannungsreichtum einer poetisch-transzendenzbezogenen und zugleich wirklichkeitsoffenen, ja wirklichkeitsverpflichtenden Philosophie, deren Aneignung sich in den jeweils konkreten geschichtlichen Situationen im Leben des einzelnen Menschen zu bewähren hat - er trifft auf eine Philosophie des Menschseins - auf eine Leidenschaft zur Wahrheit.