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Jung gefreit

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Ein historischer Roman ĂŒber Liebe und Leid in adligen Kreisen

... Salome war heimgekehrt. Sie, die stets der verwöhnte Liebling des Vaters gewesen, wurde mit Jubel und Freude empfangen! Girlanden und prĂ€chtig gemalte »Willkommen« schaukelten ihr entgegen. Wulf, der ehemalige biedere Grenadier und Bursche des Herrn Majors, der jetzt in Jeseritz die respektable Stelle eines ersten Dieners und Faktotums bekleidete, fĂŒhlte das alte Soldatenblut rebellieren.

»Wenn das gnÀdige FrÀulein heimkommt, ist es so gut ein Fest wie Sedan!« - sagte er, und löste zu Ehren der friedlichen Salome ein paar KanonenschlÀge.

Kuchen jeglicher Sorte waren gebacken. Die große WĂ€sche war des hohen Ereignisses wegen schon vierzehn Tage frĂŒher ĂŒberstanden, alles blitzte und blinkte so recht vergnĂŒgt und maienfroh der Tochter des Hauses entgegen, die frisch und wunderhĂŒbsch aus dem Wagen sprang und vor Freude lachte und weinte.

Rose schlang stĂŒrmisch die Arme um die bedeutend grĂ¶ĂŸere und schlankere Schwester, und Frau von Welfen, die in ĂŒberströmendem GlĂŒcksgefĂŒhl ihre beiden Töchter betrachtete, lĂ€chelte zu ihrem Mann empor: »Sieh nur, wie verschieden die beiden MĂ€dels geworden sind!«

Und sie hatte recht. Salome blond und zart wie eine Elfengestalt - Rose frisch, brĂŒnett, trotz ihrer sechzehn Jahre rund und ĂŒppig, beinahe etwas robust.

Die Erstere sehr elegant und in jeder Bewegung graziös, die Letztere keck und lebensfrisch, im einfachen Waschkleidchen, ohne eine Spur von SchwĂ€rmerei, natĂŒrlich und gerade aus!

Salomes Haar lockte sich sehr schick auf dem zierlichen Köpfchen, dieweil der mĂ€chtige, nussbraune Zopf der Schwester zumeist zerzaust und halb gelöst, in zĂŒgelloser Freiheit auf dem RĂŒcken schaukelte.

Die ganze Erscheinung der Ältesten war stets von einem Hauch exquisiten ParfĂŒms umgeben - bei der Kleinen sagte Frau von Welfen höchstens lĂ€chelnd: »Dickerchen, zieh dir andere Schuhe an! Du riechst wieder tĂŒchtig nach Kuhstall!«

Und so, wie die Schwestern Ă€ußerlich die grĂ¶ĂŸten GegensĂ€tze verkörperten, so waren sie auch seelisch die verschiedenst veranlagten Wesen, die man sich nur denken konnte.

Salome war die geborene Salondame - Rose das wilde, ungefĂŒge Kind vom Land, dem GlacĂ©handschuhe und Puderquasten stets lĂ€cherliche, verhasste Dinge bleiben werden. ...