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Kaltfleisch I : Faule Begierden

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** Die LeichenschÀnder-Reihe: Band I Faule Begierden, Band II Vergorene Liebe ** Band III Knackige Knochen, Band IV Sinnliche SÀrge, Band V Gesamtausgabe **

Als die Polizei die Wohnung aufbricht, finden sie einen völlig verstörten und verwahrlosten NeunjÀhrigen. Daneben liegt der Leichnam seiner Mutter. Doch sie ahnen nicht, welch abscheuliche Szenen sich in der Vergangenheit abgespielt haben.

Wenn alle Tabus zerbrochen wurden. Reift das Verlangen nach kaltem Fleisch heran, wie eine faule Frucht.

AUS DER GRABBELKISTE DER PATHOLOGIE

In der Krebssaison fiel mehr menschlicher Abfall an. Die Restekiste war kein Supermarkt, der rund um die Uhr alle Waren des tĂ€glichen Bedarfs anbot. Monatelang schleppten sich die Kranken so dahin. Hielten wacker den Kopf ĂŒber Wasser. Dann explodierte plötzlich eine Supernova an Metastasen in ihrem Körper. Eilig eilten die Ärzte herbei. Wegzuschneiden, was noch ging. Bevor der Tod weiter streute. Meistens wirkte die Restekiste wie ein verwaister Brotkorb. Wo die frischen Baguettestangen wohlig duftend in den Himmel ragten. Dann begann die Krebssaison, und die Stahlwanne fĂŒllte sich bis zum berstenden Rand. Begann zu stinken und Fliegen anzuziehen. Wie der BiomĂŒll im Pausenraum, fĂŒr den sich niemand zustĂ€ndig fĂŒhlte.

"Guck, dass die Restekiste rauskommt. Bei dem Mief kann ich nicht arbeiten."

"Ich dachte, Gerichtsmediziner wÀren an den Geruch des Todes gewöhnt?"

"Gewöhnt, ja. Ihn mögen? Nein."

Dieses Mal bekam Jens kaum den Kofferraum seines Wagens zu. Er klemmte einen Finger ein. HĂ€tte noch ein Mensch daran gehangen. HĂ€tte er vielleicht aufgeschrien. Immer wieder musste Jens daran denken, dass die EigentĂŒmer dieser Körperteile noch lebendig auf der Welt herumliefen. Denn nicht jeder erlag gleich seinem Leiden. Und wĂ€hrend sie ein paar Etagen ĂŒber ihm in ihren Betten lagen, faulten in der Pathologie die ExtremitĂ€ten. Selten war der Tod dem Leben so nah. Und um einen Abglanz dieses intimen Momentes zu erhaschen, nahm er ihre Reste nach Hause.

Die Beute war so reichlich ausgefallen, dass er sich ein Bad in ihnen gönnen konnte. Er kippte die blauen MĂŒllsĂ€cke in der Badewanne aus. Nahm die WurzelbĂŒrste mit den Naturborsten, und rĂŒhrte um. UngefĂ€hr so, wie man eine Auflaufform umschichtet. Damit der Geschmack gleichmĂ€ĂŸiger ausfĂ€llt. Fehlte nur noch der Hauptgang. Jens ölte sich mit Olivenöl ein, er mochte dessen bitteren Geruch. Flutschen musste es. Locker durchgemischt wie ein Salat. In dem er das Salatbesteck war. Er hielt die Luft an. Glitt zwischen sie. Ein Bademeister mit tausend Armen. Die indische Göttin Kali. Drehte sich. Um die eigene Achse, immer schneller. Wie ein Derwisch. Sah kleine schwarze Sternchen. Riss den Mund auf wie den Verschluss einer GetrĂ€nkedose, und zog gierig Luft ein. So wie ein Verdurstender Wasser aufsaugt. Inhalierte das Aroma fauler Arme und Beine. Fleischsalat mit Olivenöl. Ein leichter Druck auf den Soßenspender, und es kam ihm.