Jedes Kind erlebt diese unlösbaren Konflikte: Einerseits braucht es die elterliche Hilfe und Anerkennung, andererseits will es selbst über sich bestimmen. Erziehungskunst besteht dann darin, Mittler zu sein, anstatt als Kontrahent einen Machtkampf vom Zaun zu brechen. Und im Erkennen: Psychisch gesunde Kinder müssen auch ungehorsam sein. Nicht immer, aber immer wieder.
Das Ziel von Erziehung heißt darum schon längst nicht mehr Gehorsam. Es heißt Kooperation. Kinder lernen sozialverträgliches Verhalten überwiegend aufgrund von Identifikation mit den Bezugspersonen, die sie lieben und von denen sie geliebt werden, nicht durch das Verteilen von Gummibärchen und auch nicht durch Fernsehverbote. Sie verhalten sich dann kooperativ, wenn ihnen feinfühlige Bezugspersonen eine sichere Bindung ermöglichen sowie ihre Integrität und ihr Autonomiestreben achten. Dazu gibt der Diplompädagoge, Elterncoach und Vater von drei erwachsenen Kindern wertvolle Anregungen.
Dieses Buch ist das zweite in der Reihe Elterndialog. Es ist das Ergebnis vieler Gespräche mit Eltern, Lehrern und Erziehern und der Erfahrungen mit drei eigenen Kindern. Es zeigt auf, wie Eltern das Wichtigste über Erziehung statt von Erziehungs-Ratgebern von ihrem Kind selbst lernen können. Das gelingt, wenn sie mit ihm in Resonanz leben, Konflikte nicht scheuen, sondern austragen und ihre eigenen Werte, Ziele, Haltungen und Erwartungen kritisch reflektieren und den realistischen Möglichkeiten anpassen.