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Masken, Puppen und einsame Kinder : Film-Motive

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Spielzeug aus der Kinderstube kann außerhalb dieser WĂ€rmezone bisweilen zwielichtig erscheinen, sogar Furcht einflĂ¶ĂŸen. Ein merkwĂŒrdiger Kippeffekt: als â€čentpuppeâ€ș sich die â€čHeimlichkeitâ€ș der romantisierten Miniaturwelt bei nĂ€herem Hinschauen als vertrackte TĂ€uschung. Die Fiktion von Filmen (wie die der Literatur) zeichnet dabei als Seismograph oft die ErschĂŒtterungen des Unbewussten und dessen Projektionen auf Alltagsdinge auf. Zu den Angst auslösenden Dingen gehören auffĂ€llig oft Masken und Puppen.

Masken und Maskeraden verbergen, verheimlichen, schĂŒchtern ein, sind– nicht nur aus der Perspektive feinfĂŒhliger Kinder – â€čVerkleidungenâ€ș, verstörende Tarnungen, die imstande sind, Scheu und Argwohn zu erwecken. Masken schĂŒren Zweifel an der IdentitĂ€t des GegenĂŒbers.

Puppen, je menschenĂ€hnlicher sie sind, können in der MĂ€rchen- und der Horror-Phantasie suggerieren, dass sie nicht nur aus Keramik oder Kunststoff bestehen, sondern auf unheimliche Weise lebendig sind, manchmal aus eigenem Willen handeln, nicht mehr ihren Besitzern untertan. Gerade, weil Puppen traditionell in den intimen Bereich von Personen gehören, zumal Kindern, und zu liebevoller FĂŒrsorge auffordern, scheinen EnttĂ€uschung und Verrat nahe zu liegen: Puppen werden auch abwehrende, widerspenstige, sogar feindselige Reaktionen zugerechnet.

Die beiden Studien zu Masken und Puppensind den Ausdrucksformen des Schreckens auf der Spur, einem rĂ€tselhaften und Entsetzen erregenden GefĂŒhlsarrangement, das sich der besonnenen Betrachtung leider nie ganz erschließt, nie ganz seine Wirkung durch AufklĂ€rung einbĂŒĂŸt.

Dieselbe Suche nach den Quellen â€čpathetischer Trauerâ€ș fĂŒhrt zum politischen und poetischen PhĂ€nomen der einsamen Kinder.

Behandelte Filme u.a.: Ernst Lubitsch: Die Puppe, Jean Renoir: La petite marchande d'allumettes, Federico Fellini: Il Casanova di Federico Fellini, Ingmar Bergman: Fanny och Alexander, Krzysztof Kieslowski: La double vie de VĂ©ronique, Spike Jonze: Being John Malkovich, Craig Gillespie: Lars and the Real Girl, Robert Zemeckis: Welcome to Marwen, Alberto Cavalcanti: The Ventriloquist's Dummy, Richard Attenborough: Magic, Tom Holland: Child's Play, John R. Leonetti: Annabelle-Reihe, William Brent Bell: The Boy, Ridley Scott: Blade Runner, Steven Spielberg: A. I. – Artificial Intelligence, Luis Buñuel: Ensayo de un crimen, Stanley Kubrick: Killer's Kiss