Feminismus bevor wir ein Wort dafür hatten. In seinem posthum veröffentlichen Roman erzählt Fontane von der jungen Mathilde Möhring, die aus beengten Verhältnissen stammt, sich aber dank ihres Schneids und ihrer Entschlossenheit nach oben arbeitet. Der junge Untermieter der Möhrings ist sanft aber antriebslos, allein Mathilde sieht sein Potenzial. Von ihr angetrieben schafft Hugo sein Staatsexamen, wird zum Bürgermeister befördert und heiratet überdies Mathilde. Doch erst als eine Tragödie über die junge Famile hereinbricht begreift Mathilde, dass sie ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen gestalten kann, auch ohne sich hinter einem Mann verstecken zu müssen.
Theodor Fontane (1819-1898) gilt als der wichtigste Vertreter des deutschen Realismus. In Neuruppin als Sohn einer bürgerlichen Familie geboren erhielt Fontane zunächst eine Ausbildung als Apotheker bevor er als jornalistischer Korrespondent weite Reisen unternahm, unter anderem nach England. Von seinen Erfahrungen dort inspiriert profilierte er sich zunächst als Autor von Reiseberichten, insbesondere über seine Heimatregion Brandenburg. Erst im fortgeschrittenen Alter widmete er sich dem erzählerischen Schreiben und veröffentlichte die realistischen und humanischtischen Bildungsromane über junge Frauen und brandenburgische Familien, die ihm bis heute hohes Ansehen sichern.