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Neringa : oder Die andere Art der Heimkehr

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Es ist eine einzige Einstellung in einem Film, die ihn aufrĂŒttelt: eine kurze Szene am Mont-Saint-Michel, der berĂŒhmten Felseninsel im normannischen Wattenmeer. Der Mann, den dieses Bild an eine lĂ€ngst vergessen geglaubte Postkarte erinnert, ist ein Deutscher, der in London lebt, er ist soeben fĂŒnfzig geworden und voller Zweifel an seinem Lebensentwurf. Zwar mangelt es ihm nicht an Erfolg, doch vermisst er das GefĂŒhl, der Nachwelt etwas Sichtbares zu hinter lassen - und Nachkommen, die seine Hinterlassenschaft schĂ€tzen und sich an ihn erinnern könnten. So scheint es kein Zufall, dass gerade jetzt die Erinnerungen an seinen Großvater Jakob Flieder - den damaligen Absender der Karte vom Mont-Saint-Michel - wach werden, der als einfacher Pflasterer ein die Jahrzehnte ĂŒberdauerndes Werk geschaffen und eine Familie ernĂ€hrt hatte ... Trotzdem entfaltet die Flut der Fragen, die sich dem Enkel plötzlich aufdrĂ€ngen, eine ungeahnte Wucht.

Getrieben von der unbestimmten Sehnsucht nach einem Leben voller Bestimmung, begibt sich ein Mann auf die Spuren seiner Familie - und muss sich fragen, wie zuverlĂ€ssig die Geschichten sind, die man sich ĂŒber sich selbst erzĂ€hlt, und wie zufĂ€llig die Quellen und Überlieferungen, derer man sich dafĂŒr bedient. Und mitten in der biografischen Sinnsuche, die der Autor virtuos mit deutschen Schicksalen vom frĂŒhen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart verknĂŒpft, fĂŒhrt die Begegnung mit einer jungen Frau aus Litauen zu einer ganz neuen Möglichkeit des GlĂŒcks im Hier und Jetzt.