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Nihilismus und Weltstaat

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Stabile Gesellschaften mĂŒssen fundamentale Aufgaben erfĂŒllen. Diese können nur Individuen ĂŒbernehmen, die ein Mindestmaß psychischer Grundfunktionen entwickeln (VitalitĂ€t, RationalitĂ€t und Verstand, geistige KomplexitĂ€t und existentielle Reflexion): all dies als Basis fĂŒr ein gemeinschaftsfĂ€higes Handeln, in dem sich Vernunft und AutoritĂ€t weitgehend decken ("Vernunft ist das, was verbindet"). Erst dann besteht die Chance, daß soziale Netzwerke, die keine Zwangsordnungen sind, FreiheitsrĂ€ume bieten können. DafĂŒr muß das Niveau der historischen MentalitĂ€tsschichten (wie Magie, Polytheismus, Monotheismus, AufklĂ€rung) angehoben werden. Dasselbe gilt fĂŒr die Stufen der PĂ€dagogik, denen wiederum naturalistische, positivistische, idealistische und existentielle Ethiktypen entsprechen.

ZunĂ€chst wird ein anthropologisches Grundwissen in zehn Themenbereichen vorgestellt, das sich vor allem auf die philosophische Anthropologie von Karl Jaspers, die Tiefenpsychologie von C. G. Jung sowie auf neuere Erkenntnisse der Hirnforschung stĂŒtzt. Es betrifft die wissenschaftliche Weltorientierung einschließlich einer Methoden- und Kategorienlehre, eine differenzierte Anthropologie der psychischen Grundfunktionen, die evolutionsbiologischen Typen und ideengeschichtlichen MentalitĂ€tsschichten. Dem folgt ein Orientierungswissen darĂŒber, was Sozialordnungen stabilisieren kann: Leistungs- und Solidargemeinschaft, IdentitĂ€t (Volksgeist, Immunsystem und AllianzfĂ€higkeit), Mischverfassung und Gewaltenteilung, zivilisatorisches und kulturelles Niveau.

Neurotische Symptome wie Trieb- und Machttheorien können zu Krisen, zu BĂŒrgerkriegen und Kriegen fĂŒhren. Psychosen dagegen (SĂŒchte, gierdynamische MĂ€rkte, paranoide Wahnideen) lassen Individuen und Kollektive kollabieren: ökonomischer und ökologischer Kreislaufkollaps, Stufen des Totalitarismus, Kriegsreligionen, Judenhaß, Völkermorde, atomare Apokalypse und scheiternde Staaten.

Einleitend werden Nietzsches Aussagen ĂŒber den Nihilismus kritisch hinterfragt und mit der Aggressionsforschung verglichen. Im Ausblick die Prognosen Ernst JĂŒngers ĂŒber den "Weltstaat" im 21. Jahrhundert, seine Grenzen und Möglichkeiten.

Der Autor, 1938 in Naumburg geboren, war als Richter berufstĂ€tig. Promotion zum Dr. phil. (Konstanz) ĂŒber die Logik von Karl Jaspers. Abhandlungen zur Philosophiegeschichte und folgende BĂŒcher: "Bevölkerungswachstum und die sozialen Antinomien" (1990); "Philosophische Seelenlehren" (1991); "Sexus, Genus, Eros, Liebe. Aspekte einer Familienanthropologie" (1994); "Von der Geschichte der Logik und der Logik der Geschichte. Historische, soziale und philosophische Logik" (1998); "Gottesstaat und Pax Americana. Zur Politischen Theologie von Carl Schmitt und Eric Voegelin" (1998); "FĂŒnf KausalitĂ€tsformen zwischen Zufall und Wirklichkeit. Wege von den Naturwissenschaften zur Anthropologie" (2005); "Die Sprachphilosophie von Karl Jaspers. Anthropologische Dimensionen der Kommunikation" (2008).