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Peterchens Mondfahrt

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"Sumsemann" hieß der dicke MaikĂ€fer, der im FrĂŒhling auf einer Kastanie im Garten von Peterchens Eltern hauste, nicht

weit von der großen Wiese mit den vielen Sternblumen. Er war verheiratet gewesen; aber seine Frau war nun tot. Ein Huhn

hatte sie gefressen, als sie auf dem Hofe einherkrabbelte am Nachmittag, um einmal nachzusehen, was es da im Sonnenlicht

zu schnabulieren gab. FĂŒr die MaikĂ€fer ist es nĂ€mlich sehr gefĂ€hrlich, am Tage spazierenzugehen. Wie die Menschen des

Nachts schlafen mĂŒssen, so schlafen die MaikĂ€fer am Tage.

Aber die kleine Frau Sumsemann war sehr neugierig und so brummte sie auch am Tage herum. Gerade hatte sie sich auf ein

Salatblatt gesetzt und dachte: â€șWillst mal probieren, wie das schmeckt!â€č ... Pick! - da hatte das Huhn sie aufgefressen.

Es war ein großer Schmerz fĂŒr Herrn Sumsemann, den MaikĂ€fer. Er weinte viele BlĂ€tter nass und ließ seine Beinchen

schwarz lackieren. Die waren frĂŒher rot gewesen; aber es ist Sitte bei den MaikĂ€fern, dass die Witwer schwarze Beine

haben in der Trauerzeit. Und Herr Sumsemann hielt auf gute Sitte, denn er war der letzte Sohn einer sehr berĂŒhmten Familie.

Vor vielen hundert Jahren nĂ€mlich, als der Urahn der Familie Sumsemann sich gerade verheiratet hatte, geschah ein großes

UnglĂŒck. Er war mit seiner kleinen Frau im Wald spazierengeflogen - an einem schönen Sonntagabend. Sie hatten viel

gegessen und ruhten sich ein wenig auf einem Birkenzweiglein aus.

Da sie aber sehr mit sich selbst beschÀftigt waren, denn sie waren jung verheiratet, merkten sie nicht, dass ein böser Mann

durch den Wald herbeikam; ein Holzdieb, der am Sonntag stehlen wollte. Der schwang plötzlich seine Axt und hieb die Birke

um. Und so schrecklich schlug er zu, dass er dem Urgroßvater Sumsemann ein Beinchen mit abschlug. FĂŒrchterlich war es!

Und sie fielen auf den RĂŒcken und wurden ohnmĂ€chtig vor Angst. Nach einiger Zeit aber kamen sie zu sich von einem hellen

Schein, der um sie leuchtete.