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Schlachtvieh / Kalte Zeiten

E-book


Reisende in einem Zug. Einige Abteile sind versperrt, die Fenster lassen sich nicht öffnen, dann ist die Fernsprechverbindung unterbrochen, und die FahrgÀste hören unheimliche Durchsagen. Einige fragen sich, was los ist, diskutieren und wollen der Sache auf den Grund gehen. Das SchreibabteilmÀdchen versucht sogar, die Notbremse zu ziehen und wird festgesetzt. Die Mehrheit aber will die Reise einfach fortsetzen, mit dem Segen eines Kirchenmannes - das ist das Drehbuch "Schlachtvieh".

Freitag in Hamburg-Wilhelmsburg: Der junge Bauarbeiter Jan Ahlers bekommt seine LohntĂŒte, legt eine Sonderschicht ein und trĂ€umt von einem grĂ¶ĂŸeren Auto. Seine Frau Renate kĂŒmmert sich wĂ€hrenddessen um den Haushalt, spĂ€ter verliert sie sich beim Stadtbummel in den Kaufangeboten. Ein Kind wĂ€re schön, aber das kostet. Beide sind gefangen in KonsumwĂŒnschen und verraten dabei ihre Liebe und sich selbst - das ist der Roman "Kalte Zeiten".

Als der Brecht-SchĂŒler Egon Monk 1960 Leiter der NDR-Fernsehspielabteilung wurde, begann er mit einer Umsetzung von Christian Geisslers erstem Roman "Anfrage". Darauf folgten bis Mitte der 70er-Jahre weitere Fernseharbeiten Geisslers, die großen Einfluss auf seine spĂ€tere Prosa hatten. Unter dem Eindruck der Wiederbewaffnung Deutschlands schrieb Geissler 1963 das Drehbuch "Schlachtvieh", ein LehrstĂŒck. Warum wehrt sich kaum jemand, wenn die eigenen Interessen mit FĂŒĂŸen getreten werden? Auf der Suche nach einer Antwort entstand das Fernsehspiel "Wilhelmsburger Freitag" (1964), die Vorlage fĂŒr den Roman "Kalte Zeiten".