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Vom Engel

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Am Anfang war der Schmerz. Manchmal auch der Tod.

Die Geburt des Jungen verlief qualvoll Ăźber endlos erscheinende Stunden hinweg.

Das FlĂźgelschlagen des Engels war fĂźr Menschen nicht zu hĂśren. Sie, der junge, noch kleinwĂźchsige Engel mit ihren glutroten Locken aus Feuer, schwebte lautlos und unsichtbar Ăźber der blutigen Szenerie dieser schweren Geburt.

Engel dĂźrfen sich nicht zeigen. Niemals. Dies ist ein Kodex, welcher nicht gebrochen werden darf.

Aufmerksam betrachtete sie die schreiende, schweißgebadete junge Frau unter ihr, aus deren Unterleib ein regloses Kind, nur durch die Wehen der Mutter getrieben, hervortrat.

Der Raum war erfüllt vom Keuchen, Stöhnen und Schreien der Gebärenden und den Anweisungen der Ärzte und Schwestern.

Und sie, der junge, kindliche Engel, schwebte Ăźber allem und betrachtete diese Geburt, wie sie schon viele andere zuvor beobachtet hatte. Doch bald sollte sie erfahren, dass diese anders war als jene, welchen sie sonst beiwohnte, mit all ihrem kindlichen Engelsinteresse, was menschliches Leben betraf.