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Vorweggenommen in ein Haus aus Licht

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„Wir Schriftsteller des 20. Jahrhunderts werden nie mehr allein sein. Im Gegenteil, wir mĂŒssen wissen, dass wir dem gemeinsamen Elend nicht entrinnen können und dass unsere einzige Rechtfertigung, wenn es eine gibt, darin besteht, nach bestem Können fĂŒr die zu sprechen, die es nicht vermögen. Wir mĂŒssen in der Tat fĂŒr alle die Menschen sprechen, die in diesem Augenblick leiden.“

Dieser Satz von Albert Camus, anlĂ€sslich der Nobelpreisverleihung fĂŒr Literatur an ihn im Jahre 1960, ist programmatisch zu verstehen fĂŒr Autoren, die sich im 20. und 21. Jahrhundert den existenziell wesentlichen und bedrĂ€ngenden Fragen gestellt haben und noch stellen.

„Dichtung, die eine Not nicht mehr wendet, wird nicht zerschlagen, sondern vergessen“, formulierte Marie Luise Kaschnitz. Wie auch der Autor Patrick Roth in einem Text bekennt: „
abzutragen die Berge. Die Bilder, die uns ins Genick schossen, die Augen schlossen, die Herzen sprungbereit machen aus Angst
unseren Kampf mit der Schuld, mit den Schuldigern und Schuldigen.“

Der vorliegende Band mit dreizehn DichterportrÀts möchte hinlenken auf die Tatsache, dass der Mensch ganz allgemein auf ein Transzendentes, auf Gott bezogen ist, auch und gerade trotz Auschwitz, nach dem alle Unschuld verloren ist und der unleugbaren Tatsache, dass der Mensch zu grauenhafter Vernichtungsgewalt fÀhig ist, der moderne Mensch nach dem Sinn von Gott, Erlösung, Leben nach dem Tod nur noch unter Vorbehalt zu fragen wagt oder ganz aufgehört hat, sich diesen elementaren Sinnfragen zu stellen.

Die portrÀtierten Dichter haben sich den Sinnfragen des Lebens in ihrem Werk gestellt. Sie haben je eigene Antworten gefunden.

Die PortrĂ€ts laden den Leser ein, sich mit Leben und Werk dieser exemplarisch ausgewĂ€hlten Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts zu beschĂ€ftigen und mit ihnen oder durch sie sich offen zu halten fĂŒr die Fragen, die unser Leben bestimmen.

Denn Dichtung „ist immer ein Raum, der sich nicht abschließen lĂ€sst, der auf etwas Offenes weist ganz so wie der Glaube, der auf etwas hinweist, was meinen Horizont ĂŒbersteigt“, wie es der Lyriker Christian Lehnert formuliert.