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Werthers Leiden : Sturm und Drang 2.0

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Was uns Johann Wolfgang Goethes Parabel vom tragischen Helden vermittelt, hat auch heute Gültigkeit – mehr noch als vermutet. Werther, der Mann, der nicht in die Welt passt – der jugendliche Held, der an seiner Leidenschaft zerbricht, hat in einer Gesellschaft sich zunehmend fragmentierender sozialer Strukturen eine fast schon alarmierende Aktualität. Doch erst die feinfühlige Übertragung in heutige Sprache durch den Journalisten Emil Horowitz legt die Brisanz, die chirurgisch präzise Psychologie der Protagonisten und das überbordende emotionale Universum der Epoche Sturm und Drang auch für Menschen unserer Zeit frei. Die Bearbeitung präsentiert den eindringlichen Text so, wie Goethe ihn vorgesehen hat: in zeitgenössischer Sprache, die dem Lebensgefühl und der Erfahrungswelt der Leser entspricht.

Sturm und Drang vermittelt die Idee des Universalgenies, der sich jeden Tag neu erfindet – ganz so, wie es Millionen von Bloggern und YouTubern täglich tun. Heute mögen weniger Tränen fließen als zur Blütezeit der Aufklärung im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert, aber die Emotionen kochen immer noch hoch und ergreifen unerbittlich Besitz von uns. Werther mag das Gebäude verlassen haben. Aber in unseren Herzen lebt er fort, leidenschaftlich, romantisch, unbelehrbar enthusiastisch.