Mach schon, äußere deinen Wunsch. Dann gehöret deine Seele mir. Wie töricht und unbedacht die Menschen ihre Wünsche doch äußern. Keiner von ihnen bekommt, was er will, ein jeder nur das, was er verdienet. So wenig, wie er vor sich selber fliehen kann, vermag er mir zu entkommen.
Auch du, werter Hendrik. Schwach warst du und eitel. Dies soll deine Sünde sein. Wolltest der Armut Trutzingens entkommen, als wärest du zu Besserem bestimmt. Stiegst auf zum Ritter der Ehrenlegion. Ich blieb der dunkle Funken in deinem Gehirn, der dich stets an dir selbst zweifeln ließ. Und als ein Bote dich in die Heimat berief, habe ich deine Furcht gekostet wie süßen Wein. Auch der Druide wird dir nicht helfen können im Kampf gegen mich. Denn tief im Innern steckest du voll unerfüllter Wünsche. Und ein jeder bringet dich deinem Untergange näher.
BRUNNENDÄMONEN
Die Augen des Ziegenschädels wurden wieder so schwarz und nichts sagend wie zuvor. Hendrik dachte schon, der Kontakt wäre abgebrochen. Doch dann kam ein kalter Hauch, der ihm die Nackenhaare aufstellte. Die Kerzen auf dem Tisch flackerten. Ein Geräusch näherte sich. Es heulte wie der Wind und miaute wie eine Katze. Dann traf es ihn wie eine Wucht, und er stolperte zurück. Die Kerzenflamme verlöschte, doch in den Höhlen des Ziegenschädels glomm ein Feuer, das den Raum in ein unwirkliches Licht tauchte.
"Hendrik, mein lieber Hendrik… nach all den Jahren."
"Ihr kennet mich?"
"Du hast zu meinen Füßen gespielt, elendiger Wurm."
"Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht erinnern."
"Ein Acker, doch kein Bauer hat ihn bestellt. Ihr sät, doch erntet ihr nichts. Der Boden trägt keine Frucht."
"Ihr sprechet in Rätseln."
"Du erinnerst dich nicht an mich, aber ich habe nie eine Menschenseele vergessen, die ich gesehen. Deine reine Seele… wird mir gehören, früher oder später."
"Was seid ihr?"
Der Dämon lachte, dass es Hendrik in den Ohren wehtat.
"Dein Tod."
Das Feuer war erloschen. Zitternd sprach Hendrik die letzten Verse des Ritus. Jene, die das Tor wieder sicher verschließen sollten.