"Sie sitzen schon, mit hohen Augenbrauen, / Gelassen da und mĂśchten gern erstaunen", heiĂt es im FAUST. Doch die Wirklichkeit ist anders. Im Parterre gibt es keine Sitzplätze, die den Blick der Zuschauer zwangsläufig auf die BĂźhne ausrichten wĂźrden; ausschlieĂlich männliche Zuschauer kommentieren lautstark das Geschehen und drehen der BĂźhne nicht selten den RĂźcken zu, weil hinten im Saal oder oben auf den Rängen gerade das interessantere Schauspiel stattfindet. Im 18. Jahrhundert sind wir noch weit entfernt von den Momenten vollkommener Illusion, die sich Stendhal gewĂźnscht hat. Und doch wird gerade das Theater zu einem der Orte, an denen die Produktion eines neuen gesellschaftlichen Subjekts betrieben wird - eines zivilen Helden, der den adligen MĂźĂiggänger wie den soldatischen Typus in den Schatten stellt. Der zivile Held bezieht sein Selbstverständnis aus nĂźtzlicher Tätigkeit - nĂźtzlich fĂźr die vielen, die von ihrer Arbeitskraft leben mĂźssen. Wie Diderots Enzyklopädie den nĂźtzlichen Wissenschaften ein Forum geboten hat, so das Theater dem zivilen Helden, der eine neue Lebensweise vorfĂźhrt. Zum Bahnbrecher der modernen Welt, wie Gramsci sagt, wird nicht derjenige, der sich vor allem mit den Beziehungen zwischen HĂśflingen beschäftigt, sondern derjenige, der "Ratschläge zur Erbauung des Typus des BĂźrgers in der Zivilgesellschaft" gibt.