salamandra edition

Neben Romanen scheinen Dramen, TheaterstĂŒcke, kurze Spiel-Szenen, Sprachmusik oder gar Libretti wie aus der Zeit gefallen. Und doch sind diese dramatischen Texte aus ĂŒber drei Jahrzehnten kurzweilig, hintergrĂŒndig und unterhaltsam - und ĂŒberaus lesbar. Vom an Sophokles erinnernden antiken Tragödien-Fragment rund um PhaĂ«ton (das Thema der heutigen Klimaaktivisten in seinen mythischen Kontext gerĂŒckt) bis hin zum Sprechmusik-StĂŒck einer Hymnen-Collage wider den Nationalismus reicht der Bogen, der historische-regionale und weltpolitische, religiöse und zutiefst menschliche Themen umspannt. Bis zum BĂ€nkelsang, zu Projekten fĂŒr und mit Kindern und einem boulevardesken Libretto fĂŒr eine Cross-Over-Opera rund um die "Affaire Mayerling" fĂŒhren die dramatischen Formen. Sehr spannend die Darstellung starker Frauen, die sich durch einige der StĂŒcke und Szenen zieht; "Die letzte Party" ist beispielsweise ein modernes letztes Abendmahl mit 14 Frauen im muffigen Schwarzwaldtal kurz vor der 2000er Jahrtausendwende - unbedingt lesenswert. Sehr schön, dass uns der Autor in einem autobiografischen Vorwort in seine BezĂŒge und ZugĂ€nge zum Theater, zur BĂŒhne und dem Spiel zwischen RealitĂ€t und Fiktion blicken lĂ€sst, uns teilhaben lĂ€sst, wie der moderne Schriftsteller neben dem prallen Leben in anderen sozialen und beruflichen Kontexten immer wieder die Welt im Wort, im Vers, in der Szene und in grĂ¶ĂŸeren HandlungsstrĂ€ngen fiktional gestaltet, um aufzukĂ€ren, HintergrĂŒnde gebrochen als Denkanregung anzubieten, oder um einfach nur zu unterhalten. Nach der "Herrenalb-Trilogie" (salamandra edition Bd. 7) - eine Mythenkomödie, ein spĂ€tmittelalterliches Weltgerichtsspiel und eine Kriminalkomödie aus der Weimarer Republik umfassend - fĂ€chert Siegfried Carl in diesem Band seine noch weiter reichende, auch in kleineren Formen wirkende und im Dienst der Musik stehende inhaltliche und formale Vielfalt auf.