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Alle Zeitfenster auf Kippe : Geschichten und Gedichte aus der angewandten Wirklichkeit

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Fritz Eckenga lĂ€sst sein Fenster geöffnet. Durchzug sorgt fĂŒr frische Luft. Der Zeitgeist? Eine vorĂŒbergehende Erscheinung. Er hat keine Chance, zu lange durch die Bude zu spuken. Wenn er lĂ€stig fĂ€llt, fliegt er raus. Genauso wie die elektrischen GerĂ€te, die die vorgeblich große Welt in die vier WĂ€nde ĂŒbertragen. Ausschalten ist eine Möglichkeit. Das offene Fenster bietet eine Alternative. Eckenga lĂ€sst die Experten, die den Mittelschlichten immer die ganz komplizierten Sachen erklĂ€ren, nicht zu nah an sich heran. Lieber macht er eigene Spazier- und GedankengĂ€nge, beschreibt und bedichtet die Welt, wie sie sich ihm zur VerfĂŒgung oder in den Weg stellt. Seine Geschichten schlendern ĂŒber WestfĂ€lische WochenmĂ€rkte, auf denen elegant frisierte Damen den Champignons auch nur vor die Köpfe schauen können. Sie klettern auf Tessiner Almwiesen, wo aus ĂŒbel riechenden Ziegen duftende Lebensmittel extrahiert werden. Sie machen Rast in Parkanlagen, in denen hochbegabte Gören ihren dummen MĂŒttern erlĂ€utern, warum Flamingos erst nach brutaler Beinamputation und anschließender BlutwĂ€sche rosa werden.

Bei der LektĂŒre von Fritz Eckengas neuem Geschichten- und Gedichteband erfĂ€hrt der Leser, was ein sterbender Opel-Kadett und ein erstickender Tintenfisch gemein haben, wie man in vier Gedichtzeilen die Deutsche Integrationsdebatte ĂŒber den Haufen reimt und wann der Dativ im Ruhrgebiet kein Ausnahmefall ist. Da der Autor in der Deutschen Meisterstadt zuhause ist, gibt er kernkompetent Auskunft darĂŒber, dass man bei der Farbkombination Schwarzgelb nicht Schauriges wie "Bundesregierung", sondern Schönes wie "Borussia" assoziieren darf.