Christine Lavant verarbeitet ihren Aufenthalt in der Psychiatrie literarisch: eine LektĂŒre, die unter die Haut geht.
Sechs Wochen verbrachte Christine Lavant als ZwanzigjĂ€hrige in der »Landes-Irrenanstalt« Klagenfurt, nachdem sie einen Suizidversuch mit Medikamenten unternommen hatte. Elf Jahre spĂ€ter, im Herbst 1946, schrieb sie ĂŒber diese Erlebnisse mit Patientinnen, Pflegerinnen und Ărzten in der Institution Psychiatrie. Vor allem aber: ĂŒber ihre Selbstwahrnehmungen, die ZustĂ€nde des eigenen Bewusstseins und Unterbewusstseins in dieser existenziellen Situation. Ăberscharf und mit höchster IntensitĂ€t setzt die Autorin konkrete Situationen ins Bild, den Klinikalltag, die Behandlungen und die implizite Gewalt, und alles ist durchdrungen von apokalyptischen Phantasien.
Anfang der fĂŒnfziger Jahre plante Christine Lavant mit ihrem damaligen Verleger eine Veröffentlichung, allerdings konnte die Autorin sich schlieĂlich doch nicht dazu durchringen: Der Verleger war offensichtlich begeistert, hatte jedoch einen »frommen Schluss« verlangt. Zu Lebzeiten wurde der Text auf Deutsch nie veröffentlicht. Lediglich eine ins Englische ĂŒbersetzte FunkerzĂ€hlung sendete die BBC 1959. Dass der deutsche Text ĂŒberhaupt erhalten ist, verdankt sich der Ăbersetzerin Nora Wydenbruck, in deren Nachlass man ihn Mitte der neunziger Jahre fand. 2001 wurde er erstmals publiziert; jetzt liegt er neu ediert vor.