Im Gegensatz zu den traditionellen Sollens-Ethiken vom biblischen Dekalog bis herauf zu Scheler und Hartmann, die ganze Paletten von Handlungen auflisten, die man zu tun oder zu lassen hat, bewegen sich die ethischen Überlegungen, die in diesem Werk vorgestellt werden, im Vorfeld einer Könnens-Ethik, die strikt anthropologisch orientiert ist und deshalb bei der spezifischen Verfasstheit der selbstbestimmten Person ansetzt, damit aber auch bei ihrer Leiblichkeit und Bedürftigkeit, und deshalb auch den Widerfahrnis-Aspekt leiblicher Existenz als zentrales Kriterium ethischer Argumentation in ihre Überlegungen mit einbezieht. Außerdem setzen diese Vorüberlegungen zu einer Könnens-Ethik nicht erst bei den Handlungs- und Verhaltensweisen selbst ein, sondern schon in deren Vorfeld bei den Einstellungen, die bestimmte Verhaltensweisen überhaupt erst ermöglichen, fördern oder blockieren können, und fragt deshalb auch nach deren ethischer Relevanz, vor allem aber auch nach der ethischen Relevanz der nur halb autonomen und fremdbestimmten Verhaltensweisen mit einem deutlichen Widerfahrnis-Aspekt. Und schließlich geht es darum, das weite Feld der Bedürfnisse, Begehrungen und Suchten und das nicht minder weite Feld der Werte und Normen neu zu sichten und zu ordnen. Das Ziel dieser Vorüberlegungen zu einer anthropologisch fundierten Könnens-Ethik ist also die Hinführung zu einer eudämonistisch orientierten Lebenskunst auf der Grundlage einer lustvoll gelockerten Vernunft.