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Bilder vom Weg des Menschen

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Das MĂ€rchen Der Reisekamerad ist eine der besonders umfangreichen und vielschichtigen ErzĂ€hlungen von Hans Christian Andersen. In mĂ€rchentypischer Weise werden die Aussagen in der Form von Symbolen gegeben. Gerd Schnakenwinkel deutet die Aussagen des MĂ€rchens und lĂ€sst die tiefgrĂŒndigen Bedeutungen dahinter sichtbar werden. Es geschieht dabei das, was im Titelbild des Buches veranschaulicht wird. Aus der Fixation im geschriebenen und tradierten Wort werden die Gestalten und Geschehnisse des MĂ€rchens befreit, treten dem Leser lebendig entgegen, können einen Bezug gewinnen zu seinem Leben. Eine FĂŒlle von psychologischen, philosophischen, theologischen und spirituellen BezĂŒgen lĂ€sst sich erkennen. Ein zunehmendes SelbstverstĂ€ndnis und eine klarere Daseinsdeutung können so durch die BeschĂ€ftigung mit Andersens Darstellung erwachsen.

Im MĂ€rchen schildert Hans Christian Andersen den Lebensweg des JĂŒnglings Johannes. Man kann diese Darstellung lesen als Bild fĂŒr die Inkarnation des Menschen. Der Mensch als geistiges Wesen begibt sich in die Welt der Materie, die in ihrer Schönheit und ihrem Dunkel erfahren wird. Auch auf die Bedeutung dieser DualitĂ€t fĂŒr unser Dasein weist das Titelbild mit seinem Schwarz und Weiß schon hin. Die wesentlichen Etappen und Ziele unseres Lebensweges, die dabei auftretenden, herausfordernden Aufgaben treten ins Bewusstsein. Es werden zugleich Helfer und Hilfen sichtbar, die uns das BewĂ€ltigen dieser Anforderungen ermöglichen. Dass dem Menschen entsprechend seiner geistigen Heimat ein guter Engel beigegeben ist, der ihn, wenn er ins Leben auszieht, unter der vertraulichen Gestalt eines Mitwanderers begleitet, erkannten und Ă€ußerten Jacob und Wilhelm Grimm. Der geniale MĂ€rchenerzĂ€hler Hans Christian Andersen weiß auch um solch einen Helfer, der dem Johannes beigegeben ist. Er stellt ihn dar als den helfenden Toten, den Reisekameraden. Der begleitet den JĂŒngling, also ganz allgemein den Menschen auf seinem Lebensweg, er rĂ€t und hilft in allen FĂ€llen, in denen die Not und BedrĂ€ngnis sein Eingreifen erfordert. Wie eng das VerhĂ€ltnis zwischen Mensch und helfendem Wesen ist, zeigen die beiden Gestalten des Titelbildes.

Das von Hans Christian Andersen in Symbolen und Bildern erzĂ€hlte MĂ€rchen kann so fĂŒr uns alle Anregung und Hilfe sein auf unserem Weg durch dieses Leben. UnterstĂŒtzung dabei, in dieser Weise das MĂ€rchen zu lesen, bietet dieses Buch in hervorragender Weise. Es hilft, die vielen Möglichkeiten der Interpretation zu entdecken und auszuschöpfen, sich davon bereichern zu lassen. Der Autor fĂŒhrt dabei in drei Schritten von der Ebene der RealitĂ€t ĂŒber die der Symbole bis zur Ebene der eigentlichen Wirklichkeit. Schließlich kann das glĂŒckhafte Licht aufstrahlen, das in dem sinnhaften Beschreiten des Lebensweges des Menschen erfahrbar wird.

Eugen Drewermann hat Worte zum Geleit fĂŒr dieses Buch geschrieben.