Im Roman entfalten vier namenlose Erzählstimmen ihren Blick auf die Welt: eine Ertrinkende, die sarkastisch ihr Leben als überzeugte Kommunistin in Litauen und Russland und ihre beiden Männer ins Visier nimmt. Ihr Sohn, der dem Ertrinken der Mutter hilflos zusehen muss, danach bei Vater und Großmutter in Litauen aufwächst und keine Lebensperspektive mehr findet. Die Tochter, die sich in der Hauptstadt Vilnius ein neues Leben aufbaut und eine erfolgreiche Schriftstellerin wird; doch die alten Wunden und die Erinnerung an "Blaubart", den russischen Stiefvater, brechen wieder auf, als sie Briefe ihres Halbbruders sieht. Auch er, "der Kleine", der in einem Kinderheim aufgewachsen ist, kommt gegen Ende zu Wort. Renata Šerelytės Fortschreibung des Blaubart-Märchens ist eine aufwühlende Familiengeschichte und präzise Zeitdiagnose, eine Sonde in Litauens Geschichte und Gegenwart.
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