Hat Schroth seinen Freund Thilo getötet?
»Nicht gleich ĂŒbertreiben, hĂ€tte Thilo gesagt, wenn er sich so liegen gesehen hĂ€tte, dort, unter seiner Skulptur in einer eher unnatĂŒrlichen Haltung. Er hĂ€tte, wenn er sich so liegen gesehen hĂ€tte, selbst nicht gewusst, ob er noch lebte oder nur eine Haltung angenommen hatte, die an Leben erinnert, wenn auch vergehendes, die Leben letztlich nur imitierte.«
Jahrelang hat Schroth auf Thilo gewartet. Aus der untergegangenen DDR kommend, wollten beide nach Amerika, doch nur Thilo hat es geschafft, als KĂŒnstler dort FuĂ zu fassen. Schroth ist in Frankfurt hĂ€ngengeblieben, hat eine Promotion geschmissen und arbeitet als Fensterputzer â und wartet. Und wartet. Und wartet.
Schroth sind seine Bojen abhanden gekommen, die auf dem Fluss des Lebens Orientierung geboten hĂ€tten. Nun flieĂt alles, Erinnerungen, Lebensmodelle, defekte Muster.
Als Schroth rein zufĂ€llig von Thilos RĂŒckkehr nach Europa erfĂ€hrt, schlĂ€gt alles ĂŒber ihm zusammen. Er manipuliert eine von Thilos Installationen, eine groĂe Stahlskulptur. Thilo wird wahrscheinlich tödlich verletzt, und Schroth kehrt zu seiner Mutter nach Chemnitz zurĂŒck, von wo er seine Geschichte erzĂ€hlt.