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Der Hasenhirt

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"Der Hasenhirt", von dem Dichter und Komponisten Erwin Johannes Bach trefflich in Verse gesetzt, stellt eine Variante des bekannten VolksmĂ€rchens dar. Ein König verspricht demjenigen seine Tochter, der ihr einen goldenen Ring und damit die Lebensfreude zurĂŒckbringt. Doch als die Tat einem einfachen Hirten gelingt, bereut der Hohe Herr seine Zusage. Bevor der JĂŒngling die Braut gewinnt, soll er nun erst noch tagelang hundert Hasen hĂŒten. Falls ihm nur einer davon entkommt, wĂŒrde das seinen Kopf kosten.

Rat tut not, aber zu seinem GlĂŒck besitzt der Bursche eine Wunderpfeife, die alle Hasen beisammen hĂ€lt. Da nĂŒtzt es auch nichts, wenn die Prinzessin, die Königin und zuletzt der König selbst, als Bauersleute verkleidet, schmachvolle Handlungen in Kauf nehmen, um ihm wenigstens eins der Tiere abzuluchsen.

Mit bissigem Humor werden die Wortbrecher bloßgestellt. Die Gerechtigkeit siegt, Gewitztheit und Mut triumphieren ĂŒber hinterhĂ€ltiges RĂ€nkespiel.

1951 zum ersten Mal beim Alfred Holz Verlag, Berlin erschienen, ist diese zeitverhaftet-zeitlose Geschichte eine poetische Kostbarkeit.

LESEPROBE:

Als wiederum am nÀchsten Tag

Der Hirte auf der Wiese lag,

Verkleidet schickt die Tochter bald

Der grimme König in den Wald.

Im Kopftuch und als Bauernmagd

Hat sie beim Hirten angefragt:

"Du hast hier hundert Hasen laufen,

Willst einen du mir nicht verkaufen?

Mein lieber Hirt, du braver Mann,

Auf einen kommt es dir nicht an!"

Der Junge aber ist nicht dumm,

Schaut rings im Kreis sich listig um

Und spricht: "Die lieben, kleinen Hasen,

Die mĂŒssen jetzt noch tĂŒchtig grasen,

Nicht einen ihrer darf ich missen,

Das ging mir wider das Gewissen;

Und fehlt auch nur ein einziger dran,

So ists um meinen Kopf getan.

Denn mit dem Kopf dem König haft ich

Und mit der Köpfung werd bestraft ich."

So blickt zur Magd er unverwandt,

Hat die Prinzessin wohl erkannt.

Nichts nĂŒtzt Verkleidung noch Geschick,

Die Lieb hat einen scharfen Blick.

"Dies Wild ist nicht fĂŒr arme Leute,

Die Hasen sind der Herren Beute,

Willst einen haben du von ihnen,

So musst du erst ihn dir verdienen.

Und mir zu Freud und Hochgenuss

Verdien ihn dir durch einen Kuss!"

Das FrÀulein denkt, wenns auch ein Knecht,

Er kennt mich nicht, so ists mir recht.

Ein KĂŒsslein kann ich ihm schon geben,

Das kommt mitunter vor im Leben.

Schon besser, ihn ein bisschen kĂŒssen,

Als erst zum Manne haben mĂŒssen.

Und somit lÀchelte sie rund,

DrĂŒckt manchen Kuss auf seinen Mund.

Das KĂŒssen schmeckt, der Hirte pfiff,