In diesen Häusern und Gassen, in den abseits gelegenen Werkstätten und auf den Ladeplätzen war ein lautes, geschäftiges Treiben. Unter der Aufsicht von Beamten, des Barmeisters und des Fahrtmeisters, der Ober- und Untersegger, der Stiege- und Flodschreiber, hantierten dort die SĂźlzknechte, die Gestängewärter und Brunnenmacher, die PfannengieĂer und BĂźttenträger, die Sieder und HĂźter, die Holzträgerinnen und die SalzfĂźhrer, weit Ăźber dreihundert fleiĂige Menschen. In jedem Hause brodelten vier Pfannen mit der flĂźssigen Sole Ăźber dem Feuer, und das Innere der HĂźtten schimmerte und glänzte wie Silber von den feinen, blitzenden Kristallen, die sich mit dem Wasserdampf noch verflĂźchtigt und an Wänden und Gebälk niedergeschlagen hatten. Aber das war geringfĂźgig gegen den vollen Segen, der in den Pfannen als trockenes Salz zurĂźckblieb und von hier auszog, um in den KĂźstenländern der Ostsee den Fisch und das Fleisch des Reichen und des Armen schmackhaft zu wĂźrzen. Die LĂźneburger SĂźlze war eine Welt fĂźr sich und ohne ihresgleichen. Wer sie in ihrem wohlgeregelten, Tag und Nacht unausgesetzten Betriebe sah und den weiĂen Dampfwolken, die aus den Strohdächern zum blauen Himmel aufwallten, träumerisch nachschaute, der kam schwerlich unbelehrt auf den Gedanken, daĂ die allen Menschen unentbehrliche Gottesgabe hier der Gegenstand eines erbitterten Streites werden konnte, der eine mächtige, blĂźhende Stadt mit Acht und Bann bedrohte. ...