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Der Saphir des Radschas: Roman

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Ein besonderer Saphir scheint allen, die ihn besitzen, Verderben und UnglĂŒck zu bringen. Ein Fluch scheint auf dem Stein zu liegen - und doch wollen ihn alle in Besitz nehmen.

Markgraf Stefan von Reutlingen, der aufstrebende Sohn des Corps diplomatique, war nicht in bester Laune. Er fĂŒhlte sich, als fehle ihm ein Teil von sich selbst, wie einem Tier, dessen Schwanz geköpft wurde. Denn wĂ€hrend sein hĂŒbscher, gestrickter Körper an dem fraglichen Sonntagnachmittag im Berliner Zeughaus dem Kaiser dicht auf den Fersen war, war das wichtigste Organ desselben hĂŒbschen Körpers in einer gewissen westenglischen Grafschaft unterwegs. Nun ist ein Körper ohne Herz wie ein Ei ohne Salz, und so kam es, dass der Kaiser im Laufe des Tages mehr als einmal die Stirn runzelte, als er feststellte, dass sein brillanter SchĂŒtzling fĂŒr seinen Geschmack fade war, einen abwesenden Blick trug und geistlose Antworten auf die temperamentvollen Fragen seines vulkanischen Herrschers gab.

Es war der 27. Januar in diesem Jahr der Gnade 1895 und damit natĂŒrlich der Geburtstag von Wilhelm. Stefans erste Aufgabe an diesem Tag bestand darin, im Gefolge seines jungen Herrn in der Palastkapelle den Gottesdienst zu besuchen. Der Soldatenkaiser ist ein sehr frommer Mann, und die Tage, die mit Weinreden an Mars enden, beginnen fĂŒr ihn gewöhnlich mit einer Ehrerbietung an den Zimmermann aus Nazareth. Auch Stefan hatte, wie die meisten Söhne edler, alter deutscher Geschlechter, einen Anflug einer gewissen hochmĂŒtigen Frömmigkeit in sich. Er stand frĂŒh auf, voller Vorfreude auf den großen Tag und all seine Einzelheiten, seufzte den Namen einer gewissen Ada Macdonald, rief mit echtem GefĂŒhl einen Segen auf das stĂŒrmische Haupt seines jungen Herrn herab und setzte sich, nachdem er seine FĂŒĂŸe in den Pelz eines Paares geschmiedeter Pantoffeln und seinen RĂŒcken in den Pelz eines Morgenmantels aus scharlachrotem Samt gehĂŒllt hatte, zu den weißen Servietten und dem silbernen Service eines köstlichen privaten FrĂŒhstĂŒcks.