»Des Geklimpers vielverworrner Töne Rausch« (Vers 9964) - mit diesen Worten charakterisiert eine Figur im Faust die vielfältigen Versarten, Rhythmen und Reime von Goethes Drama.
Als »des Geklimpers vielverworrner Töne Rausch« könnte auch ein heutiger Leser den Faust empfinden, wenn er über Jambus und Trochäus hinaus vielleicht nur wenig von metrischen Mitteln und metrischer Gestaltung weiß, wenn er die verschiedenen Traditionen deutscher, englischer, italienischer, griechischer und französischer Metrik nicht kennt, wenn er bestimmte Versmaße nicht auch bestimmten historischen Epochen zuordnen kann. All dies aber spielt bei der Analyse und Interpretation der metrischen Gestaltung in Goethes Faust eine Rolle. Erst mit dem Wissen darum kann für den Leser aus dem Rausch vielverworrner Töne, Rhythmen, Reime und Metren ein Empfinden für die äußerst kunstvolle formale Organisation und Gestaltung des Faust entstehen.
Ciupke beschreibt und erklärt in seiner Studie alle vorkommenden Versformen, Reimarten, Unregelmäßigkeiten und Besonderheiten und deutet sie. So erhält der Leser des Faust auch einen Einblick in die Werkstatt des Dichters, der Form und Gehalt sehr bewußt in Beziehung zueinander setzt und kann sich zugleich Goethes Hauptdichtung mit Hilfe eines wesentlichen Teilbereichs, dem der metrischen Gestaltung, erschließen.
Im Anhang der Untersuchung finden sich eine der Verszählung folgende Tabelle der Metren sowie eine quantitative Auswertung des Gebrauchs der verschiedenen Versmaße in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit. Ergänzt werden Text und Tabellen schließlich durch ein ausführliches Glossar, das metrische Fachbegriffe erläutert, sowie durch ein Register der metrischen Formen und Erscheinungen.