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Die Rebellin

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Sehr, sehr umfangreich ist das Personenverzeichnis zu diesem Buch, es umfasst ganze elf Seiten und reicht von A wie Accoromboni, Vittoria und Albizzi, Kardinal ĂŒber F wie Franz v. Assisi, [1181–1226] und G wie Galilei, Galileo [1564–1642] Gardie, Jakob de la bis zu Z wie Zewi, Sabbatai [1626?–1676] und Zucchi, Jesuit. Sie hatte eben in ihrem Leben mit vielen Leuten zu tun, diese königliche Rebellin. Aber was war eigentlich das Rebellische an dieser am 7. Dezemberjul. / 17. Dezember 1626greg. in Stockholm geborenen und am 19. April 1689 in Rom gestorbenen Tochter des schwedischen Königs Gustav II. Adolf (1594–1632) und dessen Gemahlin Maria Eleonora von Brandenburg (1599–1655), die von 1632 bis 1654 selber schwedische Königin war. Und damit sind wir schon beim Thema: Denn Christine von Schweden traf zwei fĂŒr ihre Zeitgenossen und Zeitgenossinnen eher unverstĂ€ndliche Entscheidungen, die entscheidende Änderungen im Leben dieser Frau bewirkten, die auf ausdrĂŒcklichen Wunsch ihres Vaters, des bereits 1632, als sie erst fĂŒnf war, in der Schlacht bei LĂŒtzen gefallenen Vaters eine ausdrĂŒcklich „mĂ€nnliche Erziehung“ erhielt, wie ein Kronprinz ausgebildet und ab 1635 auf das Königsamt vorbereitet wurde. So lernte sie zum Beispiel reiten und jagen und – regieren.

Im Alter von nur 28 Jahren dankte die erst am 20. Oktober 1650 offiziell gekrönte Monarchin ĂŒberraschend ab. Zweite Überraschung war ihre Konversion. Am 16. Juni 1654 wurde auf dem Reichstag im Schloss Uppsala die Abdankungsurkunde verlesen und ihr Nachfolger bestimmt. Die Krone Schwedens ĂŒberließ sie ihrem Cousin, dem neuen König Karl X. Gustav – auch ein berĂŒhmter Name. Über ihre GrĂŒnde zu konvertieren ist viel spekuliert worden. Politisch gesehen jedoch war der Übertritt der Tochter des protestantischen Helden des DreißigjĂ€hrigen Krieges zum Katholizismus ein großer Triumpf fĂŒr die Gegenreformation.

FĂŒr ihren großen historischen Roman hat Sigrid Grabner einen schönen literarischen Einstieg gefunden. ErzĂ€hlt wird das Leben der Heldin aus Sicht von David Eriksson, königlicher SekretĂ€r und enger Vertrauter. Die Handlung setzt ein, als kurz nach dem Tod der Königin in Rom auch der Kardinal stirbt. Mehr als ein Vierteljahrhundert waren die Königin und der Kardinal die geheimen Herrscher Roms gewesen. Erikson erzĂ€hlt seine eigene Geschichte, vor allem aber die fesselnde Lebensgeschichte dieser ebenso faszinierenden wie widersprĂŒchlichen Frau, die Goethe „gleich geheimnisvoll fĂŒr Weise wie fĂŒr Toren“ nannte.