Die sogenannte vierte industrielle Revolution wälzt nach und nach immer mehr Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft um, stellt etablierte Geschäftsmodelle zur Disposition, verheiĂt fĂźr die glĂźcklichen Gewinner dieser allumfassenden Transformation unsagbaren Reichtum und fĂźr den Rest die drohende Bedeutungslosigkeit. Die Kulturindustrie und dabei als erstes "Versuchskaninchen" die Musikbranche waren unfreiwillige Vorreiter dieser Entwicklung. Daher widmet sich diese Diskursanalyse am Beispiel von Musik und Literatur dem Kulturkampf um die digitale Zukunft vom Siegeszug des Filesharing-Programms Napster zu Beginn des neuen Jahrtausends bis zur Urheberrechts-Kontroverse um Acta 2012. Das Urheberrecht ist dabei von besonderer Bedeutung, da dessen Ausgestaltung eine der zentralen Verteilungs- und Machtfragen der digitalen Gesellschaft darstellt und eine Kritik am zunehmend im Zentrum der digitalen Wirtschaft stehenden geistigen Eigentum in letzter Konsequenz als eine Kritik an der kapitalistischen Wirtschaftsordnung verstanden werden kann. Die titelgebende Frage, ob es sich bei der digitalen Transformation nun um eine Art natĂźrliche Evolution, mehr oder weniger "blutige" Revolution oder gar eine vor allem kulturelle Devolution handelt, spiegelt die sehr widersprĂźchlichen Reaktionen auf die Vernetzung der Welt zwischen Fortschrittsglauben und Kulturkritik. Mit dem Einzug der Digitalisierung in die "heiligen Hallen" der Literatur gerät dabei auch das bĂźrgerliche Selbstverständnis in den Fokus der Aufmerksamkeit und in diesem Rahmen zunehmend auch grundsätzliche philosophische Fragen zum Wesen und der Zukunft des Menschen. Ist der Mensch Subjekt oder Objekt der digitalen Gesellschaft? Diese Frage rĂźckt heute im Angesicht der Fortschritte kĂźnstlicher Intelligenz und der Realität von MassenĂźberwachung zunehmend ins Zentrum medialer Aufmerksamkeit, wird aber am Beispiel der Effekte der Digitalisierung auf die Kulturindustrie schon länger mit Leidenschaft diskutiert.