Ekkehart IV. von St. Gallen (â um 1060) gehĂśrt zu den herausragenden PersĂśnlichkeiten des mittelalterlichen St. Gallen. Das bedeutendste Werk des gelehrten MĂśnchs, der als Lehrer, Chronist und Dichter an diesem namhaften Ort wirkte, sind die "Casus sancti Galli" - eine WeiterfĂźhrung der schon frĂźher begonnenen St. Galler Klosterchronik. Weniger bekannt ist sein poetisches Ĺuvre, das sich nahezu komplett in einem Codex erhalten hat, der von Ekkeharts eigener Hand geschrieben wurde. Die Gedichte bezeugen das universelle Interesse und die Vielseitigkeit des gelehrten Poeten, der zum Beispiel Ăźber Heilige und Kirchenfeste, Ăźber Rhetorik, Dialektik und Grammatik, Ăźber Dichtkunst oder sogar Ăźber einzelne Nahrungsmittel von Auerochse bis Zitrone Verse verfaĂte. Trotz der Gelehrsamkeit verlor er nicht seinen Humor und das Dichten bereitete ihm sichtlich Freude, wie die vielen poetischen Spielereien oder die Spottverse auf einen trinkfreudigen Mitbruder belegen.
Ekkeharts Leistungen in der Dichtkunst, die zumeist im Schatten seiner berĂźhmten Klosterchronik stehen, sowie der EinfluĂ des als Lehrer und Gelehrter erworbenen Wissens auf die Gedichte sollen im vorliegenden Werk Gegenstand der Betrachtungen sein.