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Geschichten aus einer schadhaften Zeit

audiobook


Geschichten aus einer schadhaften Zeit von Werner Schlierf

Als mir Werner Schlierf sagte, daß er ein Lausbubenbuch geschrieben hat, erinnerte ich ihn an Ludwig Thoma's Lausbubengeschichten, die wohl schwerlich ĂŒbertroffen werden konnten.

Doch der Autor, mit dem mich viele Jahre Freundschaft verbinden, bat mich, einige Geschichten zu lesen. Ich las sie alle!

Und war tief beeindruckt von dieser Schilderung einer "schadhaften Zeit", wie sie Werner Schlierf selbst betitelte. Der Autor schilderte seine Erlebnisse in der Kriegs- und Nachkriegszeit, wie er sie als Giesinger Gassenbub erlebt hatte.

Und das ist nicht mehr so amĂŒsant und beschaulich, wie zu Ludwig Thoma's Zeiten, sondern bisweilen von erdrĂŒckender RealitĂ€t. Die Vergangenheit steht wieder greifbar vor uns. Lebensmittelkarten, der "schwarze Markt", die WĂ€hrungsreform und das "Off limit" der amerikanischen Besatzungszeit drĂ€ngen sich in unsere Gedanken zurĂŒck. Wir durchleben gleichsam mit dem Autor noch einmal das Bombardement wĂ€hrend des Krieges und die Hungerzeit danach. Von Freundschaft wird erzĂ€hlt, die noch eine andere Bedeutung hatte, als sie ihr in der heutigen Zeit zukommt. Das Leben der einstigen "Kiesgruben-Krattler", wie man die hungernden Menschen nach dem Kriege nannte, taucht vor unserem geistigen Auge auf. "Halbstark" war diese schadhafte Zeit und "Halbstarke" nannte man auch damals die Vierzehn- bis AchtzehnjĂ€hrigen. Dieses BĂŒchlein ist fĂŒr diejenigen gedacht, die sich noch gelegentlich an diese Zeit zurĂŒckerinnern und fĂŒr alle, die diese Zeit kennenlernen möchten.

Ludwig Schmid-Wildy

..zum besten freilich, was dieser Autor veröffentlicht hat, zĂ€hlen zweifellos seine stark autobiographisch angehauchten ErzĂ€hlungen "Geschichten aus einer schadhaften Zeit": Den ganzen Kosmos seiner kleinen-großen Lausbuben- und Halbstarkenwelt zu Ende der Vierziger und zu Beginn der FĂŒnfziger Jahre hat Schlierf hier wie mit einem Brennglas eingefangen. Doch keine gemĂŒtvoll-beschaulichen Lausbubenstreiche im Stile Ludwig Thoma's sind entstanden, dafĂŒr waren die Nachkriegsjahre viel zu hart, sondern Lebens-und vor allem Überlebensstories aus der MĂŒnchner Vorstadt Giesing.

Ob Schlierf von der Furcht, der Angst, dem teuflischen Inferno der BombennĂ€chte in den letzten Kriegstagen berichtet oder vom Hamstern und der TauschwĂ€hrung der Nachkriegszeit, ob er mit spĂŒrbarem Erfolg von den nicht immer ganz unblutig verlaufenden Raufereien seiner Halbstarkenjahre kraftvoll erzĂ€hlt oder augenzwinkernd von seinen ersten Liebeserlebnissen schwĂ€rmt, alle diese 27 "Geschichten aus einer schadhaften Zeit" sind mit viel Liebe und Ă€ußerst genauer, ja geradezu bester warmherzig-lebensnaher Charakterisierung von Menschen und Milieu geschrieben. Und wer in spĂ€terer Zeit einmal erfahren und vor allem begreifen möchte, wie der vielzitierte, aber leider viel zu wenig beachtete "Kleine Mann auf der Straße" die Jahre zwischen 1945 und 1955 erlebt und durchlitten hat, was er in den letzten Kriegswochen, in der Nachkriegszeit und den ersten Jahren des "Wirtschaftswunders" dachte, fĂŒhlte und tat, der braucht nur ein paar dieser teils melancholischen, teils amĂŒsanten, stets aber fesselnden und realistisch-poesievollen Geschichten von Werner Schlierf zu hören und er wird dabei ĂŒber die Zeit und die leidgeprĂŒften und doch ungemein hoffnungsvollen Menschen mehr und Authentischeres erfahren als aus jedem dickleibigen Geschichtsband.

Hannes S. Macher


Narrator: Schlierf Werner

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