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Hegels Juden : Reformer, Sozialisten, Zionisten

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Heinrich Heine, der BegrĂŒnder der romantischen Ironie, hatte – das ist wenig bekannt – selbst bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel gehört. Doch war er keineswegs der einzige Jude seiner Zeit, der von Hegel entweder persönlich unterrichtet wurde oder doch wenigstens entscheidend von seinem Denken beeinflusst war.

Auf die jĂŒdische Rezeption Hegels Mitte des 19. Jahrhunderts gehen – das passt zu Hegel, dem Denker des Widerspruchs – einander entgegengesetzte, ja sogar feindliche Philosophien und Theorien zurĂŒck: etwa der Zionismus, wie er schließlich von Karl Marx' langjĂ€hrigem, aber nicht immerwĂ€hrenden KampfgefĂ€hrten Moses Hess gefordert wurde; nicht zuletzt die revolutionĂ€re Theorie des Klassenkampfs, wie sie Marx postulierte, aber eben auch die historisch letztlich erfolgreichere, reformistische Theorie der Sozialdemokratie, die der von Marx gehasste Ferdinand Lassalle, auch er Jude, begrĂŒndete.

Freilich waren es nicht nur sĂ€kulare Denker, die sich der Hegel'schen Philosophie bemĂ€chtigten: Noch immer zu wenig bekannt ist der vormalige luxemburgische, spĂ€ter US-amerikanische Rabbiner Samuel Hirsch, der Hegel in dem Gedanken beipflichtete, dass es tatsĂ€chlich eine "absolute Religion" gebe, der jedoch gegen Hegel mit Hegel beweisen wollte, dass diese absolute Religion nur das Juden-, nicht aber das Christentum sein könne. Heinrich Heine indes war ein Materialist – ob er gegen die anderen jĂŒdischen SchĂŒler Hegels recht behielt?