Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.
Rechtsanwalt Dr. Philipp Mahler schloß zufrieden die Scheidungsakte Goldmann. Das Verfahren hatte sich über drei Jahre hingezogen und alle Züge einer Schlacht getragen, welche an leidenschaftlicher Härte nicht zu überbieten gewesen war. Heute war nun endlich das Urteil ergangen, nachdem er zuvor sein ganzes Können in die Verhandlung eingebracht hatte. Die Interessen seines jeweiligen Mandanten bis zum äußersten zu vertreten, war das Prinzip, nach dem er auch diesmal verfahren war, und das Ergebnis konnte sich dann auch wie immer sehen lassen. Nachdenklich sah Philipp Mahler auf die geschlossene Akte Goldmann. Was für ein Paar! Nie hatte er neben dem finanziellen Durcheinander Gefühle derart aufeinanderprallen sehen wie in diesem Fall. Und wenn das Paar einmal im Himmel geheiratet hatte, so war es nun am Ende langer Ehejahre durch ein Fegefeuer der Feindseligkeit gegangen. Manchmal fragte auch er sich nach langen ernüchternden Berufsjahren noch, wie so etwas überhaupt möglich war, daß nämlich positive Gefühle umschlugen in blanken Haß. Vielleicht aber konnte er diese Tatsache mangels eigener Erfahrungen nicht so recht nachempfinden, da seine eigene Frau bereits vor Jahren verstorben war und die Erinnerung an sanfte Weiblichkeit zurückgelassen hatte. Unwillkürlich dachte er, daß es diese Sanftheit heute kaum noch gab, im Gegenteil, die Frauen zunehmend aggressiver wurden. Schade war das, und er hatte aus dem Grunde auch keine neue Bindung gesucht. »Herr Dr. Mahler, Herr Wittmann ist draußen«, weckte ihn die Stimme der Kanzleiangestellten aus den Gedanken. »Er hat für vierzehn Uhr einen Termin bei Ihnen.« »Ja, danke, Frau von Asten, bitten Sie ihn herein«, entgegnete er durch die Sprechanlage und schloß damit endgültig die Gedanken um das geschiedene Paar Goldmann ab. Der Mann, der gleich darauf sein Büro betrat, schien nach den ersten forschen Schritten plötzlich zu zögern und sah sich noch einmal in einer unschlüssigen Art nach Elisabeth von Asten um, welche im Begriff war, die Tür hinter ihm zu schließen.