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Ihr wilder Mut

E-book


Es sind Entdeckungsreisen in menschliche Leben. Vielleicht lĂ€sst sich so am besten das Gemeinsame im Unterschiedlichen dieser 18 ErzĂ€hlungen beschreiben, die 2001 veröffentlicht wurden. Da ist die Titelgeschichte „Ihr wilder Mut“, die am letzten Novembertag des Jahres 2000 spielt, als die Temperaturen in Mitteleuropa auf 18 Grad anstiegen, und in welcher der Autor ĂŒber den Zusammenhang zwischen Liebe, GlĂŒck und einem Staatsakt nachdenkt. Und diesen Zusammenhang gibt es vielleicht gar nicht, jedenfalls nicht fĂŒr das MĂ€dchen Hannah, das seinen Freund liebt, ihm noch eine Flaschenpost in seine Abwesenheit schicken will und nicht im Geringsten ahnt, welche Gefahr fĂŒr einige Leute von ihr auszugehen droht.

Da sieht einer nach fĂŒnfzig Jahren seine alte Schulstraße wieder, erzĂ€hlt seinem Enkel von frĂŒher und wofĂŒr er sich noch heute schĂ€mt. Es geht um die scheiternde Liebe einer 13-jĂ€hrigen SchĂŒlerin und ihres weit Ă€lteren Lieblingslehrers, um die letzten Gedanken eines langsam Sterbenden und die harten und herzlosen Zeiten der beiden Eheleute davor, es geht um einen Jungen, der sehr allein ist, um einen etwas anderen Heiligen Abend, an dem die christliche Barmherzigkeit auf die Probe gestellt wird, es geht um eine Kuhherde, die die Straße nur mit Hilfe eines blonden Engels namens Julia unbeschadet ĂŒberqueren kann, um den kleinen siebenjĂ€hrigen Hermann, der kein Gehör bei den Erwachsenen findet und am liebsten zu den Sternen fliegen wĂŒrde.

Es geht um gefĂ€hrliche Mutproben. Airbaging: eine Crashfahrt im gestohlenen Auto, sich nur voll auf einen funktionierenden Airbag verlassen, nach dem Aufprall rauspringen und davonlaufen – wenn es denn noch geht. Es geht um das Leben und Sterben einer alten Medizin-Professorin, die Schmerzen in der Brust und in der Seele hat, einen Doktor in den besten Jahren liebt und ihr Erdendasein mit Champagner in der Krankenhaus-Schnabeltasse beendet.

Anhand eines Schachkampfes im Jahre 1957, als ein SchĂŒler einem Internationalen Großmeister ein Remis abtrotzt, spĂŒrt Kruschel in „Satchmos Punkt“, den Nach-Wende-VerĂ€nderungen nach. Eine alte Frau rettet sieben EntenkĂŒken das Leben und verliert ihr eigenes, eine gibt per Todesanzeige bekannt, dass sie verstorben ist - ein DoppelportrĂ€t in Fragen und Antworten - , Pauline empfindet ihr Leben als einen Irrgarten ohne Ausweg, und der Autor erzĂ€hlt von einem Vater, der zwei Söhne hat, von denen der eine 1934 den anderen erschießt, und von Bruno Beye, einem Zeitzeugen des vorigen Jahrhunderts.