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Im toten Winkel

E-book


Am 29. MĂ€rz 2002 kommt der Journalist Martin HĂŒbner nach Tunesien, um Urlaub zu machen. Dort lernt er die junge Erfurter Lehrerin Cornelia Pölert kennen - eine Begegnung, die beider Leben verĂ€ndert.

Nachhause zurĂŒckgekehrt, schreibt Cornelia ihm von ihrer Jugend in der DDR, der Ehe mit dem PalĂ€stinenser Yamir und von Sylvia, der fĂŒnfjĂ€hrigen Tochter. Cornelia hatte ihren Mann nach der Wende in Paris kennengelernt, die Ehe dauerte jedoch nur wenige Jahre. Bei einem gemeinsamen Besuch in London wurde Yamir auf offener Straße ermordet - "von einem der nahöstlichen Geheimdiesnste", wie es im Polizieibericht heißt.

Am Freitag, 26. April, kehrt auch HĂŒbner nach Deutschland zurĂŒck und fĂ€hrt weiter nach Erfurt, um mit Cornelia ĂŒber die gemeinsame Zukunft zu sprechen. Unterwegs hört er aus der Redaktion vom Massenmord am Gutenberg-Gymnasium und erhĂ€lt den Auftrag, dort anhand eines der 16 Opfer ĂŒber die Katastrophe zu berichten. Der Name des Opfers: Cornelia Pölert. HĂŒbners Zusammenbruch ist vollkommen: Ist die Welt dem Wahnsinn verfallen, leben wir im Tollhaus, in einer Irrenanstalt?

Anstatt den Auftrag auszufĂŒhren, kĂŒndigt er seine Stellung, um kĂŒnftig fern der Sensationsindustrie fĂŒr sich allein als freier Autor zu arbeiten. Das traumatische Erlebnis von Erfurt vermag er nur dadurch zu ĂŒberwinden, dass er die Begegnung mit Cornelia auf der Suche nach dem Sinn als inneren Dialog weiterfĂŒrht. Dabei hofft er, auch die eigene Sprache zu finden, ohne die es keine Autorschaft gibt.

Das Ergebnis ist der Text "Im toten Winkel". In ihm bemĂŒht sich der Verfasser, aus dem Schatten der Vergangenheit herauszutreten in der Hoffnung, dass sich der Sinn des Geschehens vom Ende her erschließt - "im Gegenlicht".

Ob der Versuch gelungen ist, bleibt offfen. Die Vorbemerkung gibt lediglich Auskunft ĂŒber das Schicksal des Manuskripts, wĂ€hrend die Frage, wer der Autor ist, unbeantwortet bleibt. Bekannt war er nur, so heißt es, "dem Nahmen nach".