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Ivan und Michail

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Langsam erhob sich Michail. Alle Knochen taten ihm weh. Das war fast jeden Morgen so. Die Böden auf denen er schlief waren eben nicht Leonids weiches Bett. Selten konnte man in einem Keller eine alte Matratze oder weiche Unterlage finden. Doch wenn, wurde diese Gelegenheit sofort genutzt. Am anderen Morgen musste man jedoch alles wieder so herrichten wie es zuvor war, damit niemand merkte, dass jemand da war. Du musst immer versuchen unauffĂ€llig zu bleiben, hĂ€mmerte ihm Ivan immer ein. Von ihm bekam er nĂŒtzlich RatschlĂ€ge, wie man auf der Straße ĂŒberleben konnte. In gewissem Sinne war das Leben auf der Straße wie ein Dschungel. Jeder Tag war ein Kampf ums Überleben fĂŒr ihn und tausend andere. Am schwersten war es fĂŒr die Straßenkinder und leicht fĂŒr Niemanden. Die Passanten, wo Tag ein, Tag aus, an einem vorbei liefen wussten davon nichts. Sie konnten jede Nacht in ihr warmes Zuhause und in einem schönen, weichen Bett schlafen.

Heute war Sonntag, also beschloss Michail seine Oma zu besuchen. Das machte er mindestens an zwei Sonntagen im Monat. Da der Friedhof im Osten lag, war eigentlich ein weiter Fußmarsch angesagt. Heute gab es jedoch zwei gute GrĂŒnde nicht zu Fuß zu gehen, sondern die U-Bahn zu nutzen. Es lag Schnee und er besaß etwas Geld. Ewig wĂŒrde es nicht reichen, aber fĂŒr die nĂ€chsten Wochen war gesorgt. Michail bĂŒckte sich und wieder konnte er jeden Knochen einzeln spĂŒren. Griff nach seiner MĂŒtze, welche immer noch auf dem Steinfußboden lag und ihm in der Nacht als Kopfkissen gediente hatte. Draußen war es sicher kalt. Noch ein kurzer Blick zurĂŒck. Zu verĂ€ndern brauchte man nichts. Es war alles so wie er es angetroffen hatte. Draußen war ein Mann damit beschĂ€ftigt den Weg vom Schnee frei zu rĂ€umen. Es schneite immer noch oder schon wieder! Die ganze Straße, die parkenden Autos, die DĂ€cher der HĂ€user, alles war von einem weißen Schneemantel eingehĂŒllt. Die Autobesitzer wĂŒrden nachher einiges zu tun bekommen um ihre Autos vom Schnee zu befreien. Michail konnte seinen Hauch sehen, wĂ€hrend er die Straße ĂŒberquert. Nur wenige Autos und FußgĂ€nger begegneten ihm auf dem Weg zur nĂ€chsten U-Bahn Station. In der Station war ebenfalls nicht so viel los wie an normalen Werktagen. Er lief zuerst zu den Toiletten um sich zu rasieren und frisch zu machen. Nur wenige Menschen standen am Gleis. Er gesellte sich nun ebenfalls zu den wenigen, um auf die nĂ€chste Bahn zu warten. Was wohl Ivan gerade machte?