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Lebendige Dinge in der Moderne

E-book


Ein literaturwissenschaftlicher Essay ĂŒber das VerhĂ€ltnis des Menschen zu seinen Dingen.

Dorothee Kimmich geht von dem doppelten Befund aus, dass die Moderne den Dingen "das Leben nimmt", indem sie natur- und kulturwissenschaftlich erklÀrt und objektiviert. Diesen "Tod" stellen die moderne Literatur, bildende Kunst und Photographie jedoch umgekehrt dadurch in Frage, dass sie diesen Dingen ein Eigenleben zugestehen, das hermeneutisch gerade nicht mehr zu fassen ist: Dinge bedeuten nicht mehr, und der Mensch muss sich die Welt fortan mit ihnen teilen.

Erst seitdem vor 20 Jahren die Ethnologie die Philosophie als literaturwissenschaftliche Leitdisziplin abgelöst hat, kann die "material culture", das Leben der Dinge, entdeckt und erforscht werden. So zeigen denn auch Kimmichs LektĂŒren mit einem anthropologischen Blick auf, dass der moderne Mensch nicht nur angehalten ist, das Eigene ins VerhĂ€ltnis zum Fremden zu setzen, sondern sein Umgang mit den Dingen auch exemplarisch fĂŒr den Umgang mit dem Fremden steht: ein grundlegendes ethisches Unterfangen also.

Im ersten Teil ihres Essays ("Thesen") erlĂ€utert die Autorin, warum Dinge dem Menschen nicht nur fremd, sondern auch Ă€hnlich sind. Die Lebendigkeit der Dinge, wie sie uns in modernen Texten begegnet, wird unterschĂ€tzt, wenn man sie nur als Wiederbearbeitung historischer Motive begreift. Im zweiten Teil ("Texte") zeigt uns Dorothee Kimmich, wie man mit Siegfried Kracauer im "Niemandsland der Dinge" ĂŒberlebt, wendet sich der "RĂŒckseite der Spule" bei Walter Benjamin zu, und erklĂ€rt, "warum sich bei Lord Chandos, Malte Laurids Brigge und dem Zögling Törleß alles um die Dinge dreht". Überlegungen zu "Charlie Chaplins Komplizen" und der "Seife von Francis Ponge" beschließen das Buch.