(0)

MEIN FREUND GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ: UND DER HARMONISCHE KOSMOS

E-book


Erwartet man, dass morgen wieder ein Tag sein wird, weil es bisher immer so war, so handelt man als Empiriker allein.

Der Astronom urteilt darĂŒber, Vernunft gemĂ€ĂŸ, denn der Astronom will den Zusammenhang der EinzelfĂ€lle verstehen. Ebenso versuchen Rationalisten, durch ihre Philosophie das große Ganze zu verstehen. Sie beschrĂ€nken sich nicht auf einzelne Analysen.

Gesellschaftlich betrachtet befindet sich Europa in einer Zeit des Umbruchs 1648. Zwei Jahre nach Leibniz Geburt wurde durch den WestfĂ€lischen Frieden ein Krieg beendet, der dreißig Jahre lang in Europa gewĂŒtet hatte. Ein Ereignis, das Leibniz auch im Nachhinein stark geprĂ€gt haben muss und ihn auch darin bestĂ€rkt haben mag, das Leben an der UniversitĂ€t zugunsten der Politik und Diplomatie zu verlassen. Die Leibniz Forscherin Hedy Shigeru vergleicht ihn mit Spinoza. Beide Denker haben einen Lehrstuhl abgelehnt. Doch ihre BeweggrĂŒnde waren ganz unterschiedlich. Spinoza hatte die BefĂŒrchtung, dadurch seine geistige UnabhĂ€ngigkeit zu verlieren.

Leibniz hingegen wollte sich eine Position erarbeiten, die es ihm erlauben wĂŒrde, seine Ideale und Bestrebungen in die Praxis umzusetzen. Er glaubte, dass die Moralphilosophie das Allgemeinwohl nur befördern könne durch Einfluss auf die Legislative und die Politik. Er glaubte nicht, dass die intellektuelle Redlichkeit notwendigerweise kompromittiert wĂŒrde durch das Innehaben einer öffentlichen Position.

Und so wurde er Rechtsanwalt und Diplomat und strebte eine politische Karriere an. Eine seiner ersten diplomatischen Missionen fĂŒhrte ihn nach Frankreich, wo er Ludwig XIV. Von seinen AngriffsplĂ€ne gegenĂŒber Holland abbringen wollte. WĂ€re Ägypten nicht ein viel besseres Ziel, ein strategischer Schlag gegen das damalige Osmanische Reich? Leibniz hatte mit diesem Vorschlag keinen Erfolg. Aber die Episode zeigt, wie sehr er darauf bedacht war, den Frieden innerhalb Europas zu wahren.