Ausgangspunkt der Untersuchung ist die von Willibald Sauerländer am Beispiel des Tympanons von Conques aufgeworfene Frage, inwieweit für das Verständnis dieser Kunst die Bezeichnung romanisch noch aufschlußreich ist. Die Analyse der Gesamtkomposition und Szenen verdeutlicht, in welchem Maße hier Anliegen der zeitgenössischen Gottesfriedensbewegung bestimmend wurden. Die politische und soziale Brisanz der Thematik wäre demnach aus der besonderen Situation ihres konkreten Entstehungszusammenhangs im Südwesten Frankreichs zu erklären, für den bis ins 11. Jahrhundert das Fehlen einer anerkannten obersten politischen Macht kennzeichnend war. Den Auswüchsen der Feudalanarchie wird das Bild einer alle sozialen Gruppen integrierenden Lebensordnung gegenübergestellt.
Erst in dieser komplexen Kausalität wird die erbauliche Funktion christlicher Kunst wieder faßbar. Die Realität auch des Niedrigen, Häßlichen und Grausigen in ihrer alltäglichen Präsenz wird darstellbar und darstellungswürdig. Eine von der antiken Wirklichkeitsauffassung differierende Ästhetik zeichnet sich ab.