Der "idealisierte Rebell" und der "Dandy des Bösen" - beide sind unzweifelhaft SchlĂŒsselfiguren gewesen. Ohne den einen wĂ€re die 68er-Bewegung und ohne den anderen die RAF nicht zu verstehen. Und der eine wie der andere figurieren inzwischen als Objekte einer postumen Bewunderung.
Obwohl sich Dutschke und Baader in ein- und derselben historischen Strömung bewegt haben, so schienen sie als Personen und in ihren jeweiligen Rollenfunktionen doch diametral entgegengesetzt zu sein. WĂ€hrend der eine als Verkörperung einer "neuen Moral" galt, so der andere die des infernalisch Bösen. Eine gröĂere Polarisierung war seinerzeit wohl kaum denkbar.
Dennoch existiert ein Zusammenhang, der sie miteinander verbindet. Beide setzten kompromiĂlos auf den Kampf, auf eine Strategie der Eskalation und beide besaĂen eine obsessive AffinitĂ€t zur Gewalt. GleichermaĂen bewunderten sie die Figur des Guerillero. Jeder wollte fĂŒr sich genommen einem heroisch Gescheiterten nachfolgen. Auf je eigene Weise glaubten sie sich als Reinkarnation eines Che Guevara begreifen zu können - mitten im Kalten Krieg, im gespaltenen Deutschland, an dem am weitesten vorgeschobenen Posten des Westens, in der "Frontstadt" West-Berlin.
Dutschke ist der erste gewesen, der hierzulande die Idee von der Stadtguerilla aufgriff - bereits lange vor dem Ausbruch der Studentenrevolte. Und Baader war derjenige, der sich nach ihrem Ende wie kein anderer als ein solcher stĂ€dtischer Guerillero begriff. Was Dutschke noch mit klassenkĂ€mpferischer Diktion propagiert hatte, das wurde von dem Abenteurer, dem Auto- und Waffennarr Baader ohne groĂes ideologisches Federlesen praktiziert. Wer die Geschichte der RAF verstehen will, der kommt deshalb nicht an dieser lange Zeit ĂŒbersehenen Beziehung vorbei.