Landschaft als Form frei erfahrbarer Natur geht historisch aus der gleichnamigen Gemäldegattung hervor, aber auch aus einem theatralen Konzept, das bis ins 18. Jahrhundert als Schauplatz (lat. theatrum) in Literatur und Wissenschaft auftaucht und auf antike, prädramatische Theaterformen zurückreicht. Thomas Forrer geht der theatralen Herkunft von Landschaft auf die Spur und liefert erstmals eine genealogische und systematische Untersuchung des Schauplatz-Konzepts, das in der aktuellen kultur- und wissensgeschichtlichen Forschung eine zentrale Rolle einnimmt. An Werken der Histoire naturelle (Linné, Buffon u. a.) und am wenig behandelten Genre der Schauplatz-Bücher beleuchtet der Autor die Funktion von Naturschauplätzen als Orte der Wissensgenese und als Orte, an denen Wissenschaften und Künste zu ihren Objekten kommen. In ihrer Gegenstellung zur aufklärerischen Vernunft erlauben es die Schauplätze, die Entstehung von Kunst und Poesie, von Mensch und Kultur neu zu verhandeln, wie Forrers Studie an Schriften von Johann Georg Sulzer und Immanuel Kant, an Gemälde- und Gartentheorien und in einer Neulektüre von Salomon Geßners "Idyllen" eingehend nachweist.