"Was mich fĂźr GefĂźhle beschlichen, bei meiner ersten Reise ins Nachkriegs-Deutschland, 1950? Traurige, verzweifelte, zornige, rebellische, alles zusammen; und das alles in ständigem Wechsel. Die Bundesrepublik war ja erst im Jahr vorher gegrĂźndet worden und was da so verlautbarte, machte einen ganz sympathischen Eindruck. Andererseits merkte man den Menschen an, daĂ sie mit ständigen täglichen Sorgen so absorbiert waren, daĂ man bis zu einem gewissen Grade auch verstehen konnte, daĂ sie nicht sehr viel darĂźber hinausdachten. Später waren das natĂźrlich sehr viel bĂśsere Affekte, die sich dann entwickelten, ist ja klar." Ulrich Sonnemann; INHALT: Innerlichkeit und Ăffentlichkeit
â Die Versauerung des Abendlandes
â Die Wiedervereinigung Deutschland und die Politik des Immer-davon Redens
â Spontaneität und Apparat
â Die Sputnikwelt und die ZurĂźckgebliebenen
â Die Geheimnisse eines Onkel Aloys
â Volk auf die Couch
Heinrich BĂśll, Brief aus dem Rheinland (XVIII) (DIE ZEIT, 6.9.63)
'Lieber Freund, neben den Grimmschen Märchen lese ich jetzt Das Land der unbegrenzten Zumut-barkeiten, das Du mir dankenswerterweise geschickt hast, und ich stelle zu meinem Erstaunen fest, daĂ die beiden BĂźcher sich auf eine merkwĂźrdige Weise ergänzen: sie sind beide, was Du wohl âşspezifisch deutschâš nennen wĂźrdest â ich nenne es nur deutsch. âşWonnigâš, wie Du es nennst, kann ich es allerdings nicht finden. Ich bin erstaunt, daĂ ein solches Buch nicht als das empfunden wird, was es wirklich ist: sensationell. Aber leider sucht man ja bei uns die Sensationen immer am Rand und im Klinischen. Wenn Du meinst, dieses Buch sei ein Intellektuellen-Buch, so frage ich mich beunruhigt, ob die Intellektuellen intelligent genug sind, es zu erkennen.'