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"Schwester, ich muss mal"

E-book


Ich bin Krankenschwester.

Laut Fernsehprogramm organisiere ich also das Privatleben meiner Patienten, indem ich in meiner Freizeit ihre Kinder vom Drogenmissbrauch abhalte oder ihre zerrüttete Ehe rette. Des Weiteren habe ich eine Affäre mit meinem gut aussehenden Oberarzt, der sich aus Liebe zu mir seit Neuestem die Augenbrauen zupft. Ich arbeite gleichzeitig im OP, auf Intensivstation und im Kreißsaal und die Mitarbeiter des Krankenhauses sind wie eine große, glückliche Familie. Mein Dasein ist erfüllt, ich bin immer gut gelaunt und ohne mich würde die ganze Klinik zusammenbrechen.

Bis auf die Tatsache, dass der Einzelne (mich eingeschlossen) gerne denkt, dass ohne ihn alles im Chaos versinken wĂźrde, stimmt nichts davon. In Wahrheit sind Krankenschwestern gereizt oder genervt und sie interessieren sich mehr fĂźr das Paarungsverhalten von Bettpfannen, als fĂźr das Privatleben ihrer Patienten. Und als KrĂśnung bin ich auch noch Single.