In wissenschaftlichen Betrachtungen zum Film gibt es eine merkwürdige Trennung von Körperlichkeit und Textualität in der Rezeptionsforschung und -theorie. Besonders deutlich wird das in der stark zunehmenden Emotionsforschung im audiovisuellen Feld. Die leibliche Dimension des Mediums Kino gerät in den Blick, etwa in der Filmphänomenologie, aber in der Regel als Korrektiv und Supplement zu den anderen, vorgeblich zu Unrecht dominanten Forschungsfeldern der Vergangenheit. Zwei Schulen scheinen immer noch unversöhnlich gegeneinander zu stehen: 'die' kognitive und 'die' sensualistische. Doch beide Prämissen greifen zu kurz, um die dialektische Verschränkung von Körperlichkeit und Textualität in der Filmrezeption angemessen zu erfassen, den Wechsel und das Zusammenwirken beider Vermögen hinreichend zu beschreiben.
Im Vordergrund des Bandes steht deshalb die Idee, die Positionen miteinander zu verbinden. Für das Drama hat die Semiotik den Faktor der Performativität in den Vordergrund gerückt sowie die Emergenz von Bedeutung durch die Aufführung selbst. Um eben diese Anteile also - Ereignischarakter, analog zur Performanz, Sensualität und Emotionalität - wäre der Textbegriff zu erweitern, um auch die gewünschten 'körperlichen' Phänomene analysieren zu können. Körperlichkeit und Emotionalität sind gleichwohl als Markierungen im Filmtext verankert, die unsere Betrachtung lenken und Sympathie, Antipathie, Empathie und andere Regungen, Gemütszustände und Emotionen 'ganz rational' steuern.