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Staat - Kirche - Krieg

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Der Russe Leo N. Tolstoi wendet sich 1900 an seine Menschengeschwister: "Nur dann könnt Ihr Euch befreien, wenn Ihr mutig in das Gebiet jener höheren Idee der VerbrĂŒderung aller Völker eintretet, der Idee, die schon lange ins Leben getreten ist und Euch von allen Seiten zu sich heranruft." Patriotismus ist in seinen Augen Sklaverei - ein Herrschaftsinstrument, mit dem die Interessen einer kleinen Minderheit verschleiert und die Massen in den Abgrund der militĂ€rischen Heilslehre getrieben werden.

Der Staat benötigt fĂŒr seine Kriegsapparatur vor allem ein KirchengebĂ€ude, welches die Botschaft der Religion ins Gegenteil verfĂ€lscht, die Waffenproduktion absegnet und das Töten im Namen einer angeblich von Gott verliehenen Vollmacht rechtfertigt. Seit der konstantinischen Wende zu Beginn des 4. Jahrhunderts erfĂŒllen die großen "christlichen" Institutionen ohne Scham diese Aufgabenstellung. Sie erweisen sich als Dienstleister der MĂ€chtigen und Besitzenden.

Der hier vorgelegte Sammelband enthĂ€lt u.a. folgende Schriften Tolstois zu diesem todbringenden Komplex: Ernste Gedanken ĂŒber Staat und Kirche (Cerkov' i gosudarstvo, 1879) - Patriotismus und Christentum (Christianstvo i patriotizm, 1894) - Sinnlose Hirngespinste (Bessmyslennye mectanija, 1895) - Patriotismus oder Frieden (Patriotizm ili mir?, 1896) - Cathargo delenda est (1898) - Patriotismus und Regierung (Patriotizm i pravitel'stvo, 1900) - Muss es denn wirklich so sein? (Neuzeli eto tak nado?, 1900) - Eines ist not (Edinoe na potrebu, 1905) - Es ist Zeit, zu begreifen (Pora ponjat', 1909).

Das authentische Christentum unschĂ€dlich zu machen, darin liegt Tolstoi zufolge die Funktion des mit dem Staat paktierenden Kirchentums: Erst "wenn diese falsche Lehre aufhört zu existieren, wird es kein Heer geben und ... jene Vergewaltigung, Knechtung und Demoralisierung, die an den Völkern verĂŒbt werden, aufhören."

Tolstoi-Friedensbibliothek. Reihe B, Band 2 (Signatur TFb_B002)

Herausgegeben von Peter BĂŒrger