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Stimmabgabe

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Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, meinte der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein. Doch nicht in diesem Fall. „Stimmabgabe“ lautet der Titel des persönlichsten Textes von Günther Payer. Obwohl er darin auch gerne übers Essen schreibt, behandelt er in leisen und lauten Tönen eine etwas schwerere Kost. Nämlich die Auswirkungen der Diagnose „Kehlkopfkrebs“. Eine Geschichte von emotionalen Höhen und Tiefen, wie sie nur das Leben schreiben kann. Von himmelhochjauchzend, wie schön dieses doch sei, bis zu Tode betrübt, dessen Manifestation sich in der lebensmüden Konfrontation eines Einbrechers mit den nackten Tatsachen zeigt. Eine Geschichte ohne tragisches noch glückliches Ende. Tragisch-komisch werden jedoch Szenen beschrieben, wie die Bestellung eines Leberkäsesemmerls an der Wurstabteilung oder eines Glases Leitungswasser in der Gastronomie ohne Stimme ablaufen kann. Die reflexiven Gedankengänge im Tagebuchjargon eines geschulten Sozialpädagogen geben Einblick in den Alltag eines Krebspatienten und alles was zu ihm gehört. Man vermutet dabei, dass die romantisch beschriebene Ärzte-Patienten-Beziehung nur Fiktion ist. Aber sie beruhigt für den Fall der Fälle. Und an vielen Passagen muss man tatsächlich lachen und wird darin bestätigt, dass Ironie wohl noch immer die beste Medizin ist.

Dr. Thomas Stangl